Der Zeigefinger Gottes
Von einer Reise nach Rom habe ich ein Souvenir mitgebracht, das mich nun schon viele Jahre begleitet. Es ist ein Bild, das einen Ausschnitt aus einem Fresko zeigt: Die Erschaffung des Adam, gemalt von Michelangelo (Buonarroti). Das Original ist als riesiges Gemälde an der Decke der Sixtinischen Kapelle zu sehen.
Das Fresko zeigt zwei Personen, die Gott und Adam darstellen. Sie strecken ihre Arme zueinander aus. Dabei kommen sie sich so nah, dass sich die Fingerspitzen fast berühren. Aber eben auch nur fast.
Der Bildausschnitt dieser sich fast berührenden Finger hängt bei mir zu Hause an der Wand. Und jedes Mal, wenn ich das Bild anschaue, frage ich mich, wann die beiden es denn nun endlich schaffen, sich zu berühren.
Gott streckt seine Hand nach uns aus und wir dürfen sie ergreifen
Mit Gott in Berührung zu kommen, das muss was ganz Wunderbares sein, ein ganz besonderer Moment. Dass sich die Fingerspitze Gottes mit meiner Fingerspitze berührt, ist wohl eher unwahrscheinlich. Aber vielleicht lässt es sich auch anders mit Gott in Berührung kommen.
Ich glaube, dass Gott uns Menschen sehr gerne nahe sein möchte und den Kontakt mit uns sucht. Ich glaube, dass er Sehnsucht nach uns hat und gerne Teil unseres Lebens sein möchte. Vielleicht berührt er uns dazu nicht unbedingt mit seiner Fingerspitze an unserer Fingerspitze, sondern er streckt seinen Finger eher im übertragenen Sinn nach uns aus.
Ich glaube, dass Gott uns Menschen so gern hat, dass er nie aufhört, sich nach uns auszustrecken. Dann liegt es vielleicht nur an uns, ihm zu antworten und auf seinen Kontaktversuch einzugehen. Vielleicht kann so im übertragenenn Sinn eine Berührung mit Gott stattfinden.