hr4 ÜBRIGENS
hr4
von Dörnberg, Burkhard

Ein Sendung von

Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Marburg

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Etwas Besonderes

„Weißt du, wie viel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt?
Weißt du, wie viel Wolken gehen weithin über alle Welt?
Gott der Herr hat sie gezählet, dass ihm auch nicht eines fehlet 
an der ganzen großen Zahl.“

So fängt das Volkslied an, das meine Oma früher abends immer gesungen hat, wenn ich bei ihr übernachtet habe. Ich habe es geliebt: Wie Gott die Sterne alle zählt, die so weit weg sind. Und auch die Wolken, die immer so unterschiedlich aussehen.

Kennt Gott wirklich alle Menschen?

Ich erinnere mich noch, wie ich bei der dritten Strophe aber einmal Zweifel bekommen habe. Da hat Oma gesungen:

„Weißt du, wie viel Kinder frühe stehn aus ihrem Bettlein auf, 
dass sie ohne Sorg und Mühe fröhlich sind im Tageslauf?
Gott im Himmel hat an allen seine Lust, sein Wohlgefallen;
kennt auch dich und hat dich lieb,“

Wir hatten im Sachunterricht gerade durchgenommen, dass es (damals!) 6 Milliarden Menschen gibt. Was bei den Sternen für mich als kleinen Jungen kein Problem war, wurde mir hier zur Frage: „Aber Oma, es gibt doch so viele Menschen. Das geht doch gar nicht. Wie kann Gott mich kennen? So besonders bin ich doch gar nicht.“

„Für Gott bist du etwas ganz Besonderes.“

Und meine Oma hat ohne Zögern geantwortet: „Doch. Für Gott bist du etwas ganz Besonderes.“

Bis heute, wo wir schon mehr als 8 Milliarden Menschen sind, ertappe ich mich manchmal dabei, dass ich das gerne wäre: Etwas Besonderes. Jemand, der so eine einzigartige Leistung vollbringt. Was Geniales wie Albert Einstein mit der Relativitätstheorie oder was Superschönes wie Leonardo da Vinci mit der Mona Lisa.

Wenn ich dann etwas mutlos werde und mich eher unbedeutend fühle, dann fällt mir zum Glück manchmal meine Oma ein. Wie sie gesagt hat: „Doch. Für Gott bist du etwas ganz Besonderes.“ Und wie sie gesungen hat: „Gott im Himmel hat an allen seine Lust, sein Wohlgefallen; kennt auch dich und hat dich lieb.“