Die eine Seele der Welt
Verstehen kann ich das nicht. Bemüht habe ich mich, aber ich verstehe es nicht. Ein Superreicher hinterzieht Steuern. Jetzt ist man dem argentinischen Fußballspieler Lionel Messi dahinter gekommen, einem der besten und reichsten Fußballer der Welt. Er verdient etwa vierzig Millionen Euro im Jahr, das sind siebzig Euro in der Minute, auch im Schlaf. Das gönne ich ihm. Warum auch nicht. Aber dann will er noch Steuern sparen und hintergeht das Finanzamt; oder sein Vater, wie Messi behauptet. Warum machen die das? Warum reicht nie, was längst genug ist? Es gibt viele Menschen, die treu ihre Steuern zahlen. Und immer ein paar, die nie genug kriegen.
Warum ist das so? Warum verdient man viele Millionen wie auch die
Firmen Amazon und Google - und will mit ein paar Tricks weniger Steuern zahlen?
Es ist wohl wie Sport: man versucht es einfach. Man hat viel und will noch mehr. Es gibt hier ein Schlupfloch und dort einen Trick. Das macht
man mal. Wer ertappt wird, hat nichts davon gewusst oder Angestellte sind schuld oder der eigene Vater, wie bei Messi. Es wird getäuscht und geschwindelt. Dann will es niemand gewesen sein. Oder man wird bestraft und zahlt dann nach. Der Gewinn bleibt ja riesig. Es ist wie ein Sport. Sich selbst viel und anderen wenig gönnen. So könnte es sein.
Etwas aber zerbricht dabei. Etwas Unscheinbares, Zartes: die Seele. Wer nur aufs Geld sieht, nimmt Schaden an der Seele. Wir sind ja eine Welt. Der Reichtum der einen ist der Hunger der anderen. Der Gewinn der einen ist die Armut der anderen. Die eine Welt hat auch eine Seele: dass wir einander nie egal sind; umeinander besorgt bleiben. Wenn die Seele der Welt zerfällt, nützt Geld auch nichts mehr. Gerecht sein ist wichtiger. Und weggeben, was ich nicht brauche, hilft mir am meisten.