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Eine Sendung von

Pfarrerin, Evangelisches Gemeindenetz an der Nördlichen Bergstraße, Alsbach

Wunder gescheh'n

Wunder gescheh'n

Es gibt ein Lied von Nena, bei dem ich eine Gänsehaut bekomme: Wunder gescheh’n, ich hab’s geseh’n. Es gibt so vieles, was wir nicht verstehen. Wunder geschehn, ich war dabei. Wir dürfen nicht nur an das glauben, was wir sehen. Meine Gänsehaut kommt von Nenas schöner Stimme, aber auch von ihren Worten. Und vor allem von ihrer Geschichte, die dahinter steht. Denn wunderbar im herkömmlichen Sinne war es ganz und gar nicht, was Nena erlebt hat. Eher tief traurig. In diesem Lied verarbeitet die Sängerin den Tod ihres ersten Sohnes, der behindert auf die Welt kam.

Nena sagte dazu in einem Interview: „Ein paarmal dachte ich, dass ich das nicht mehr tragen kann, aber irgendwie ging es doch immer weiter. Ich wollte den Tod nicht zu meinem Feind machen, das wäre sinnlos gewesen. Also habe ich versucht, ihn in mein Leben zu integrieren, bis er ein Teil von mir war.“ Nenas Geschichte bewegt mich. Ich finde, das eigentliche Wunder ist, wenn jemand es überhaupt schafft, nach einem schweren Ereignis wieder zurück ins Leben zu finden. Wenn ein Mensch trotz allem die Hoffnung nicht aufgibt. Ihr Glaube hat ihr dabei geholfen, sagt Nena weiter.

Was Wunder sind, darüber kann man nachdenken oder auch streiten. Nenas Geschichte zeigt mir: Wunder sind nicht nur da, wo alles ganz großartig ist. Sondern: Ein Wunder geschieht auch da, wo einem Kräfte zuwachsen, damit es überhaupt weitergeht, wo eigentlich kein Ausweg mehr sichtbar scheint. Ein Wunder ist also auch ein „Trotzdem“ Manche Wunder ereignen sich offensichtlich ganz leise, ganz langsam... Für einen kurzen Moment ist dann Vertrauen größer als Angst – solche Wunder wünsche ich allen, die keine Kraft mehr haben.