Weihnachtsbäckerei
In der Küche unseres Kindergartens herrscht Hochbetrieb. Es duftet nach Zimt, Vanille und Anis. Fleißige Kinder kneten Teig, stechen aus oder verzieren. Unermüdlich sind die Sechsjährigen dabei. Den Überblick zu behalten, erfordert von den Erzieherinnen höchste Konzentration. An einem Tisch sitzen Felix und Justin. Die Ärmel ihrer Pullover sind weit nach oben geschoben. Ihre Aufgabe ist es, die Plätzchen in Schokolade zu tunken. „Dann schmecken sie noch viel besser“, meint Felix und streckt mir eines seiner fertigen Produkte entgegen: „Probier mal eins“. Da kann ich nicht nein sagen, auch wenn mir die ohne Schokolade eigentlich besser schmecken.
„Mit den Kindern zu backen, macht einfach viel Spaß, auch wenn es chaotisch aussieht“, sagt eine. „Und sicher auch manchmal ist“, ergänzt eine andere. „Aber mich stimmt es jedes Jahr auf Weihnachten ein.“ Währenddessen fordert die sechsjährige Annika sie energisch dazu auf, die Plätzchen jetzt doch endlich aus dem Backofen zu holen. „Sonst verbrennen die doch“, sagt sie aufgeregt. „So schnell geht das nicht, die sind doch gerade erst in den Backofen gekommen“, beruhigt sie die Erzieherin. „Kennt ihr eigentlich die Geschichte von den ersten Weihnachtsplätzchen?“, frage ich die Drei am Schokoladentisch. Mit großen Augen schauen sie mich an.
„Die ersten Weihnachtsplätzchen, so erzählt eine Legende, wurde an dem Tag gebacken, als das Christkind auf die Welt kam. Als die Hirten damals auf dem Feld am Himmel den Weihnachtsstern sahen, ließen sie alles stehen und liegen und eilten zur Krippe. Bei der ganzen Aufregung vergaßen sie ihre Brote im Backofen. Als sie dann aus Bethlehem zurück nach Hause kamen, strömte ihnen ein wunderbarer Duft entgegen. Ihre Brote, die eigentlich hätten verbrannt sein müssen, schmeckten himmlisch süß.“
Das ist die Legende. Wie es auch immer genau war, sie macht deutlich: Für die Menschen damals war die Geburt Gottes als Menschenkind etwas ganz Besonderes und sie ist es bis heute geblieben. Und dazu gehört, sich in diesen Tagen auf sie einzustimmen, mit besonderen Wohlgerüchen und einem ganz besonderen Gebäck.