hr4 ÜBRIGENS
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Eine Sendung von

evangelisch, Frankfurt am Main

Tempo, Tempo - dann bleibt was auf der Strecke

Tempo, Tempo - dann bleibt was auf der Strecke

Zum Ausklang des Sommers ist es endlich gelungen: an meinem Lieblingsplatz am Main steht jetzt eine Bank, auf der ich mich ausruhen kann, um auf das ruhig vor sich hin fließende Wasser schauen. Ja, es ist ein idyllisches, ein ruhiges, ein friedliches Plätzchen, und vielleicht ist das der Grund, weshalb es mir auf einmal auffiel: alle Menschen, die an mir vorbei kamen, hatten es eilig. Kein Radfahrer schaute zum Fluss rüber. Alle waren darauf fixiert, so schnell wie möglich voranzukommen. Die, die zu Fuß unterwegs waren, die schlenderten nicht. Auch sie hatten es eilig.  Tempo, Tempo – irgendwohin. Vielleicht wollten sie auch nur das eingeplante Fitness-Ziel erreichen.

Ich dachte an unsere Spaziergänge mit den Großeltern in den Wald, als ich ein Kind war. Wir Kinder machten den Weg wohl vielmals, den die Erwachsenen langsam gingen. Und wir fanden rechts und links vom Weg wunderbare Dinge: ungewöhnliche Äste, Zapfen, Buchäckern, manchmal Hasselnüsse, Blaubeeren und Himbeeren und Brombeeren. Stolz liefen wir zu den Erwachsenen, um unsere Schätze zu präsentieren, manchmal auch um zu fragen, was denn das ist, was wir gerade gefunden haben. Wir haben den Wald kennen gelernt, der Kindern gelegentlich Angst macht. Aber die Erwachsenen auf dem Hauptweg, die waren die große Sicherheit. Oma und Opa waren wohl längst nicht mehr so fit, wie das heute zu sein pflegt. Deshalb machten sie den Weg ganz langsam. Aber für uns Kinder war es genau richtig. Wenn irgendetwas unheimlich wurde, konnte man schnell zu den Großeltern zurückkehren und der Opa hatte immer einen großen Stock dabei.

Nun, heute ist fit-sein ein großes Ziel, und dem muss sich so manches unterordnen. Trotzdem glaube ich, dass es nicht immer schneller und schneller und schneller gehen muss. Es gibt so viel Schönes am Rande. Aber du entdeckst es erst, wenn du dich ihm langsam und bedächtig näherst.