Sterne sieht man nur im Dunkeln
Schön ist es anzusehen, wie der neue Tag heraufdämmert, wie aus Dunkelheit Licht wird. Aber halt: so richtig dunkel war es ja eigentlich gar nicht. Die Laternen - das Licht der Autos - die vielen hell leuchtenden Fenster, sie haben wirkliche Dunkelheit gar nicht zugelassen. Es gibt Menschen, die von Berufs wegen oder auch als Hobby Sterne beobachten. Die beklagen das, die sprechen sogar von Lichtverschmutzung.
Kein Wunder also, dass man nach einem dunklen Ort in Deutschland sucht, und dieser dunkle Ort, der ist gefunden worden. Es ist Gülpe. Gülpe liegt in Brandenburg, hat 160 Einwohner, keine Schule, keinen Supermarkt, nur holpriges Pflaster und die Nachbardörfer heißen Knoblauch, Kotzen und Wassersuppe. Aber über Gülpe explodiert in der Nacht der Himmel. Er ist – wen wundert es – Wallfahrtsort für Astronomen und für die, die einfach Sterne und Sternschnuppen bewundern wollen.
Viele von uns sind weit weg von solchen Erlebnissen. Als ich ein Kind war, gab es kaum Licht. Es machte Spaß, die Sterne zu beobachten, aber es war gar nichts Besonderes. So wie es uns heute in der Regel nicht auffällt, dass es gar nicht mehr richtig dunkel wird. In der Bibel stehen die schönen bildhaften Geschichten von der Entstehung der Erde. Da heißt es, dass Gott Lichter an der Feste des Himmels gesetzt hat, die Tag und Nacht scheiden und Zeichen geben für Tage und Jahre.
Jetzt gibt es Uhren und Kalender und Automaten, die das Licht aus- und anknipsen. Um den Himmel zu sehen, wie Gott ihn geschaffen hat, müssen wir weit wegfahren – nach Gülpe oder in die Wüste. Ob ein sparsamerer Umgang mit dem Licht, ob weniger Verschwendung wohl die Möglichkeit böte, wieder mehr Sterne zu sehen?