hr4 ÜBRIGENS
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Olschewski, Gudrun

Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Pfungstadt

Spickzettel

Spickzettel

Immer wieder sind sie zu sehen, wenn jemand in der Öffentlichkeit spricht. Auch im Fernsehen halten Moderatoren sie in der Hand. Kleine Kärtchen, auf denen sie notiert haben, woran sie denken müssen oder was sie unbedingt ins Gespräch einbringen wollen. Diese kleinen Kärtchen sind eigentlich nichts anders, als das, was die meisten aus der Schulzeit kennen: Spickzettel. Auf einem Spickzettel steht alles, was ich unbedingt wissen sollte. Die wichtigsten Gedanken werden in wenigen Stichworten zusammengefasst und möglichst klein notiert.

Das Tolle bei einem selbst geschriebenen Spickzettel ist: Habe ich mein Wissen so gut durchgearbeitet, dass alles auf ein kleines Stück Papier passt, dann brauche ich ihn nicht mehr. Dann habe ich alles verstanden, was ich wissen muss. Trotzdem: So einen Spickzettel beruhigt doch irgendwie. Denn ich könnte ja drauf schauen, falls nötig.

Einige Kinder, für die morgen die Schule wieder beginnt, bekommen von mir im Schulanfänger-Gottesdienst auch so einen Spickzettel: Ein kleines rotes Herz ohne Worte – für das Mäppchen, das Heft, den Ranzen oder für die Hosentasche. Und wenn Sie mal nicht weiterwissen, wenn ihnen der Druck zu groß wird oder die Angst zu versagen, dann können die Kinder das kleine rote Herz herausnehmen und sich daran erinnern:

Es gibt jemand, der liebt mich, wie ich bin. Gott, der mir mein Leben geschenkt hat. Er nimmt mich an, wie ich bin, mit meinen Gaben und Fähigkeiten genauso wie mit allem, was mir schwer fällt oder wovor ich Angst habe. Gott lässt mich nicht im Stich, auch in der Schule nicht. Daran glaube ich. Aber in meinem Alltag vergesse auch ich das manchmal. Dann einen kleinen Spickzettel dabei zu haben, beruhigt und ermutigt. Wenn morgen die Schule wieder losgeht, werde ich mir so ein kleines rotes Herzen zurück behalten und in den Kalender stecken. Zur Erinnerung und zur Vergewisserung.