Müllsammlerin
Vor ein paar Wochen stand ich auf einem Parkplatz in unserem Nachbarort Seeheim und suchte den Autoschlüssel. Auf einmal kroch eine ältere Dame aus dem Gebüsch vor mir heraus- mit zwei leeren Plastikflaschen und ein paar Fetzen Plastikfolie in der Hand. Ich muss sie wohl etwas verdattert angesehen haben, denn sie lachte mich freundlich an: „Nicht erschrecken!“
Tatsächlich war ich etwas überrascht – schnell versucht man gedankliche Schubladen zu finden, in die man Menschen einsortiert. Diese Dame wollte in keine so recht hinein passen. Sie sah so gar nicht aus wie manche, die so arm sind, dass sie mit weggeworfenen Pfandflaschen zu etwas Geld kommen wollen. Sichtlich amüsiert sagte sie: „Ich bin ehrenamtliche Müllsammlerin! Schauen sie mal, wie viel Müll ich gefunden habe. Wissen Sie: Ich hab so viel Zeit! Da kann ich doch auch was Sinnvolles machen!“
So schnell wie sie aufgetaucht war, war sie auf ihrem Fahrrad auch schon wieder auf und davon. Ich hätte sie gerne noch gefragt, wie viel Stunden sie auf diese Weise arbeitet, und dass mich ihr Engagement sehr beeindruckt. Wie sie auf die Idee gekommen ist... Solche Begegnungen hat man nicht so oft, aber dafür treffe ich als Pfarrerin viele ältere Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. In unserer Kirchengemeinde – in der städtischen Gemeinde, aber auch in Vereinen. Eine von ihnen sagt zu mir: „Weißt Du, ich habe nicht viel Geld, aber ich habe viel Zeit. Also gebe ich die.“
Ich finde das großartig. Denn vieles würde ohne dieses Engagement in unserer Gesellschaft nicht gut laufen. Halten Sie doch mal die Augen offen! Es gibt mehr solche großherzige Menschen, als man denkt...