Lebenswunsch
Ein alter Lebenswunsch der Menschen ist, Gott zu sehen. Nur: Wo sieht man Gott, wo ist eigentlich Gott zu finden? Manche sagen: in den Kirchen und auf den Altären. Andere sagen: bei den Menschen. Das ist gar nicht so einfach. Wo schaue ich nach, vielmehr: wo nach schaue ich? Manchmal hilft es da, auf andere zu hören. Worte von anderen können helfen, das zu sagen, was man selbst empfindet oder können einen womöglich auch auf neue Gedanken bringen. Wenn’s um Gott geht, sprechen manche von einer „höheren Macht“; andere sagen: „Kraft, die nicht von mir ist“. Die nächsten: „ewige Wahrheit“. Mahatma Gandhi zum Beispiel. Die ewige Wahrheit ist Gott, sagt er, und der Weg zu Gott ist der Weg der Liebe. So hat Mahatma Gandhi alle Menschen unabhängig von Stand und Herkunft geachtet hat, das Bild von einer Welt in Frieden und ohne Gewalt hat ihn bewegt. Und wer von uns hat diesen Lebenswunsch nicht: Geachtet sein unabhängig von Stand und Herkunft, eine Welt in Frieden ohne Gewalt!? Gandhi hat mit seiner Weise zu sehen und zu handeln sein Land verändert und ist zum Symbol für Freiheit geworden. – Wo suche ich also nach Gott, vielmehr: wo nach schaue ich? Ich glaube, so, wie Mahatma Gandhi die Menschen und die Welt gesehen hat, hat er auch Gott gesehen. Was ich nicht weiß, was zuerst da war: das Gefühl für die Menschen oder das Gefühl für Gott? Viele sagen: Mit so einem großen Mann kann ich mich nicht gleichsetzen, schon gar nicht mit einem, der manchmal wie ein „Heiliger“ verehrt wird. Andere meinen: Das Bild von der Welt in Frieden und ohne Gewalt ist heute leider nur noch etwas für Gutmenschen. Ich stelle eine Gegenfrage: Welches Bild von der Welt soll denn stattdessen bewegen? Das Bild etwa, das Terrorexperten und Wirtschaftsanalysten zeichnen?
Heute vor 65 Jahren wurde Mahatma Gandhi ermordet. Daran zu erinnern heißt, sein Leben und Werk nicht vergessen, vielmehr: wieder in das Leben heute holen, zu hören und sich den Weg weisen zu lassen: Der Weg zu Gott ist der Weg der Liebe und „glücklich sind die Sanftmütigen, denn Gott wir bei ihnen Wohnung nehmen“ (Neues Testament, Matthäusevangelium, Kapitel 5, Vers 5)