hr4 ÜBRIGENS
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Eine Sendung von

evangelisch, Frankfurt am Main

Lampedusa

Lampedusa

Kennen Sie den barmherzigen Samariter?  Manchmal hat er einen richtigen Namen. Vor ein paar Tagen war es der Fischer Vito Fiorino. Er lebt auf der kleinen Insel Lampedusa.  - Sie wissen, was da passiert ist. Vito Fiorino sah das Unglück und eilte mit seinem viel zu kleinen Boot trotz rauer See den Verzweifelten zu Hilfe. Die Zuständigen warteten lieber erst einen förmlichen Einsatzbefehl ab. Die Geschichte vom barmherzigen Samariter ist alt. Jesus hat sie erzählt. Er beantwortet mit dieser Geschichte die Frage, wer wirklich fromm ist. Da wird einer ausgeraubt und zusammengeschlagen. Und viele gehen vorbei, ohne sich zu kümmern. ‚Nicht zuständig’ oder wie die Ausflüchte immer so heißen. Aber dann kommt einer, der sieht die Not und hilft sofort und sucht nicht für’s Wegsehen die üblichen Ausreden.

Auf Lampedusa war es Vito Fiorino und dann noch ein Tourist, die eilten um zu helfen, als die ertrinkenden Afrikaner um Hilfe schreien. Und ich frage mich: Sollen die beiden die einzigen Barmherzigen in Europa bleiben? Noch sind nicht alle Toten geborgen. Am Ende werden es über 300 sein. Und schon tagt ein hochrangiges Gremium der Europäischen Union, und noch bevor es angefangen hat, sind sich alle sicher: es wird sich nichts ändern. Und wie sieht es in Deutschland aus? Da nennen Politiker Zahlen, die begründen sollen, dass doch genug geschieht. Ängste werden geschürt, Beispiele von nicht gelungener Integration hervorgeholt. Und doch. Ich habe Hoffnung, dass es noch viele barmherzige Samariter gibt, die bereit sind zu helfen. Das Unglück von Lampedusa hat kaum einen unberührt gelassen. Viele erinnern sich an ihr eigenes Flüchtlingsschicksal und wünschen sich, helfen zu können.

Der barmherzige Samariter, von dem Jesus erzählt, der hat auch nicht die Welt verändert, die Straße, auf der er reiste, grundsätzlich sicherer gemacht, mit Soldaten geschützt, damit das nicht wieder passiert. Er hat dem, der unter die Räuber gefallen war, erste Hilfe geleistet. Er hat ihn begleitet bis zur ersten Sicherheit. Ich bin ganz sicher, dass Deutschland, Hessen, Frankfurt, ich  - eine Menge an Hilfen leisten könnten, ohne dass uns etwas abginge. Aber man muss es wollen und tun. Billiger geht es nicht.