Kleine Taube
An meinem Handgelenk baumelt ein kleiner Anhänger aus Porzellan. Eine blaue Taube. Ich habe sie aus unserem letzten Urlaub mitgebracht – da war ich mit meiner Familie in Frankreich im Burgund. Wir haben auch einen Ausflug nach Taizé gemacht. In dem kleinen Dorf lebt eine Gruppe von Männern in einer klosterähnlichen Gemeinschaft. Schon seit vielen Jahrzehnten setzen sie sich für Frieden ein und organisieren internationale Treffen für Jugendliche. Tausende hauptsächlich junge Menschen kommen das ganze Jahr über dort zusammen.
Sie sind in Zelten untergebracht, es gibt einfaches Essen, und jeder wird dazu angeregt, während seines Aufenthaltes Dienste zu übernehmen, die der Gemeinschaft zu Gute kommen. Drei Mal am Tag wird Gottesdienst gefeiert, aber ohne viel Worte zu machen. Hauptsächlich mit einfachen Liedern, die in vielen Sprachen gesungen werden, mit Worten aus der Bibel und mit Stillezeiten. Überall stehen Kerzen. Es war schon ein besonderes Gefühl, mit dreitausend Menschen zusammen still zu sein und vor Gott zur Ruhe zu kommen.
Die Taube ist zum Symbol von Taizé geworden. Ich habe meine aus Porzellan vor dem Mittagsgebet in dem kleinen Laden der Brüder gekauft. Sie nehmen keine Spenden an – die von ihnen selbst hergestellten Waren, die man dort kaufen kann, sind die Einnahmequelle für die Gemeinschaft. Die Taube von Taizé steht für Frieden. Dieses kleine Souvenir aus Frankreich erinnert mich jeden Tag an den kurzen Einblick in die Gemeinschaft von Taizé und daran, dass es im Leben vor allem um Frieden geht – mit den Mitmenschen und mit sich selbst.