Kann ich Ihnen helfen?
Immer wieder höre ich, dass Mitmenschen rücksichtslos sind. Sei es in der S-Bahn, in der Post, im Supermarkt: die meisten Erzählungen handeln von Leuten, die geschubst haben, die sich vordrängeln, die keine Rücksicht auf behinderte und alte Menschen nehmen.
Ich mache eine ganz andere Erfahrung. Ich erlebe immer wieder Hilfsangebote. Und ich gestehe: ich bin oft überrascht. Die, die helfen wollen, kommen aus allen Altersgruppen, aus allen Schichten unserer Bevölkerung, aus allen Ethnien. Und das ist doch richtig erfreulich. Aber ich will es an dieser Stelle einmal gestehen: es ist schwierig, Hilfe anzunehmen, einfach anzunehmen.
Bei diesen Hilfsangeboten schießt es mir immer zuerst durch den Kopf: bin ich wirklich so hilfsbedürftig? Wirke ich auf diesen Mitmenschen so alt, dass er glaubt, mir helfen zu müssen? Am Anfang, da drehte ich mich manchmal um, weil ich annahm, da müsse noch jemand anderer sein, viel behinderter als ich es bin. Nein, ich war gemeint, und ich muss akzeptieren, dass mir Menschen helfen wollen, weil sie sehen, dass ich Hilfe brauche. Und was kann ich tun, damit diese freundlichen Menschen erkennen können, dass ich ihnen dankbar bin?
Also zunächst einmal denke ich, dass ich die Hilfe annehmen muss – und nicht wortreich ablehnen, um dem Helfenden deutlich zu machen dass ich doch noch ganz fit bin. Denn das würde ich eigentlich ja nur für mich tun. Ich glaube, dass es klüger ist, eine neue Münze herauszuholen und diese Münze heißt „danke“.
Warum haben wir die nur so lange nicht verwendet? Weil wir lange nicht einfach danke sagen konnten, sondern immer mit dem Dank etwas verbinden mussten? Eine Blume musste es wenigstens sein, ein paar Süßigkeiten, ein Büchlein aus dem Fundus. Aber auf alles das kommt es nicht an. Nur danke. Und wenn es von Herzen kommt, dann ist es wohl wirklich die richtige Antwort für freundliche Hilfe.