hr4 ÜBRIGENS
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Olschewski, Gudrun

Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Pfungstadt

Jesus und Petrus

Jesus und Petrus

Simon ist ein einfacher Mann und Fischer von Beruf. Als er Jesus begegnet, verlässt er seine Familie und seine Freunde, gibt er von einem auf den anderen Tag alles auf, was ihm bisher wichtig war, so erzählt es die Bibel. Und Petrus, so wird Simon von Jesus genannt, macht seine Sache gut, nach besten Kräften. Petrus ist sich seiner Sache ganz sicher, traut sich mehr zu als andere, die mit Jesus durchs Land ziehen. „Auch wenn ich mit dir sterben müsste, will ich zu dir halten“, sichert Petrus seinem Freund Jesus voller Selbstvertrauen zu. Dann überschlagen sich die Ereignisse.

„Setzt euch und seid wachsam, während ich bete“, bittet Jesus seine Freunde in der Nacht, bevor er verhaftet wird. Einem nach dem anderen fallen die Augen zu. Auch Petrus schläft ein und lässt Jesus in seiner größten Todesangst allein.

Als Jesus wenig später verhaftet wird, bleibt Petrus zunächst standhaft. Er flieht nicht wie die anderen und folgt dem Verhafteten, verborgen in der aufgewühlten Menge, auf Schritt und Tritt.

Doch dann wird er von einer Magd entdeckt, und sie erkennt ihn: „Auch du warst mit diesem Jesus von Nazareth unterwegs“, ruft sie ihm zu. Mit rasendem Herzen schaut Petrus zu ihr und leugnet: „Nein, ich weiß nichts, ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun.“ Er leugnet einmal, zweimal, und ein drittes Mal.

Dann kräht der Hahn und plötzlich erkennt Petrus: Jesus hat mein treuloses Verhalten kommen sehen. „Wenn es hart auf hart kommt, wirst auch du mich verlassen“, sagte er zu ihm. Jesus wusste, dass selbst Liebe und Treue ihre Grenzen haben. Und es kommt tatsächlich so, wie Jesus es vorausgesagt hat. Petrus muss sich schmerzlich eingestehen: „Ich habe versagt“, und weint bitterlich.

Eigene Unvollkommenheit, Fehler und Schuld erkennen, das tut weh. Aber wenn dann trotzdem einer zu mir hält, mir vergibt, dann erfüllt sich doch eigentlich der geheimste Traum eines jeden Menschen: geliebt zu werden, wie man ist, und auch versagen dürfen.