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Eine Sendung von

evangelisch, Frankfurt am Main

Getrübte Freude an Medaillen

Getrübte Freude an Medaillen

Gestern in Moskau eine goldene, eine silberne, eine bronzene Medaille. Ich freue mich mit den Athleten, wenn ihre Anstrengungen gekrönt werden. Und wenn es eine goldene Medaille ist, und wenn im Stadion die deutsche Nationalhymne ertönt, dann bin ich immer noch berührt. Immer noch. Denn es bleibt ja nicht aus: das große Problem Doping, das ist unterschwellig immer da.

In einer Sportsendung verfolgte ich die Diskussion zwischen zwei Fachleuten. Einer konnte gut begründen, warum das ein uraltes Problem ist, warum es immer Mittel gegeben hat, um  Höchstleistungen zu steigern. Der andere verwies auf die beängstigenden Folgen von leistungssteigernden Medikamenten, die sogar heimlich verabreicht werden, so heimlich, dass der eine oder andere Athlet davon nicht einmal präzise informiert ist.

Am Ende stand ich selber vor der Frage, die der Moderator dann dem Publikum stellte: “Wären Sie damit einverstanden, wenn die deutschen Athleten immer auf den hinteren Plätzen ankämen, dafür aber sicher ist, dass sie nicht dopen?“ Natürlich haben die Befragten zugestimmt, dass ihnen das gar nichts ausmachen würde. Ich hätte nicht anders entschieden. Aber bin ich da wirklich ehrlich?

Ein kleines bisschen dopen – möglichst heimlich – ist doch vielleicht gar nicht so schlimm. Wenn dafür – wenigstens hin und wieder - ein deutscher Athlet, eine deutsche Athletin, ganz oben auf dem Treppchen steht. Denken wir – ganz heimlich – doch so? Es hat sich eingespielt, dass ein Staat gewichtet wird nach der Zahl seiner Medaillen. Wir sind wer, wenn die Zahl der Medaillen uns auf die vorderen Plätze hievt. Vergessen aber werden dabei diejenigen, die vom Doping kaputtgemacht wurden und werden. Denn das – um Gottes willen – das wollen wir doch wirklich nicht.

Ich glaube, es gibt ganz viele, denen diese Problematik des Spitzensports zusetzt, die mit schlechtem Gewissen die Nationalhymne hören, aber auch niemanden zu Unrecht verdächtigen wollen, der da ganz oben steht. Es sind viele, die sich wünschen etwas zu ändern und am Thema Doping dran zu bleiben, damit die Freude an großartigen sportlichen Leistungen wieder ungetrübt ist.