hr4 ÜBRIGENS
hr4
Olschewski, Gudrun

Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Pfungstadt

Geh aus mein Herz ...

Geh aus mein Herz ...

Da plätschert doch was? Ein kurzer Blick aus dem Fenster, und ich sehe, die Nachbarin gönnt sich eine Abkühlung. Zufrieden plantscht sie im Schwimmteich ihres Gartens. „Hat die es gut“, denke ich sehnsüchtig und würde am liebsten mit ihr tauschen. Stattdessen packe ich meine Sachen zusammen. Ich muss gleich zur Arbeit. Ich muss mich beeilen, will schließlich nicht zu spät kommen. Ich hole mein Fahrrad aus der Garage, öffne das Hoftor, steige auf und radle, ein kleines bisschen neidisch, am Grundstück der Nachbarn vorbei. Gerne würde ich jetzt auch eine Runde Schwimmen und mich abkühlen.

Die Sonne scheint, es ist herrlich warm, der Himmel strahlt in leuchtendem Blau, weit und breit keine Wolke zu sehen. Ein leichter Wind weht mir um die Nase. ‚Mit dem Fahrrad zu fahren, das hat auch was‘, geht es mir durch den Kopf. Ich merke, dass ich plötzlich eine alte Melodie vor mich hin summe: „Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit“. Ich singe in Gedanken weiter. „Schau an der schönen Gärten Zier und siehe wie sie dir und mir, sich ausgeschmücket haben“. Auf meinem Weg liegen wunderbar gepflegte Vorgärten. In ihnen grünt und blüht es, Farben leuchten um die Wette. Ich kann mich gar nicht satt sehen. „Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide.“ Nur schwer kann ich mich von dem Anblick trennen.

Das Herz geht mir auf. Wieder kommt mir eine Liedzeile in den Sinn: „Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen“. Wie wahr. Deutlich fröhlicher gestimmt, radle ich weiter. Wie viel Weisheit doch in diesem Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch steckt, vor allem in der Aufforderung: „Geh aus mein Herz und suche Freud“. Der will ich möglichst oft folgen.