Erinnerung
Hans Fallada war bis 1933 ein geschätzter Schriftsteller. Seine Bücher erhielten die gebotene Aufmerksamkeit, und aber dann passte das, was er schrieb, nicht mehr zum nationalsozialistischen Geist. Hans Fallada zog sich zurück, und nach dem Krieg konnte er an den alten Erfolg nicht mehr anknüpfen. Doch er schrieb weiter, und es entstand sein wichtigstes Buch.
„Jeder stirbt für sich allein“ ist die Geschichte von kleinen Leuten, von Anna und Otto Quangel, die sich gegen den Naziterror stemmten. Sie glaubten nicht an den Heldentod, den ihr Sohn sterben musste, sondern sie lehnten sich auf, schrieben Botschaften auf Karten und verteilten die. Sie hofften, dass ihr Widerstand auch von anderen geteilt würde. Für diese Lebenshaltung mussten sie ihr Leben lassen. Beide wurden von den Nazis umgebracht.
Widerstand, Widerstand von kleinen Leuten hat es im nationalsozialistischen Deutschland sehr wenig gegeben. Vielleicht ist das der Grund, warum „Jeder stirbt für sich allein“ im Ausland, - auch in Israel – einen unglaublichen Erfolg hatte und hat. Es wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. In Deutschland hat es bis 2012 gedauert, bis dieses Buch wieder greifbar war.
Es ist November. Das ist für mich der deutscheste Monat. Was ist nicht alles im November passiert, das den Gang der Geschichte ganz wesentlich verändert hat. Morgen denken wir an den Fall der Mauer. Der 9. November symbolisiert aber auch an den Beginn der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft mit dem Marsch zur Feldherrnhalle 1923. Zwölf Jahre – nur zwölf Jahre – gehörte Deutschland nicht mehr in die Völkerfamilie. Und die Deutschen? Männer und Frauen, der einzelne, die einzelne?
In Hans Falladas Buch steht die Hoffnung, dass es jederzeit Mutige gibt. Wie gut, dass es einen solchen internationalen Erfolg hat.