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Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Willmenrod

Dahlien machen Arbeit - na und?

Dahlien machen Arbeit - na und?

Um diese Jahreszeit fangen die Dahlen wieder in vielen hessischen Gärten an zu blühen. Es gibt Dahlienschauen und in der thüringischen Stadt Gera sogar einen ganzen Dahliengarten. Die Menschen sind fasziniert von der Pracht der verschiedenen Formen und Farben der riesigen Blüten. Diese Begeisterung konnte ich über viele Jahre nicht teilen. Meine Eltern hatten nämlich Dahlien im Garten. Weil der Garten groß war, hatten sie viele Dahlien, das bedeutete viel Arbeit, wir Kinder mussten natürlich helfen.

Im Frühling wurden die Dahlienknollen durch das Kellerfenster in den Garten geschafft. Dort wurden sie verteilt und eingegraben. Im Sommer mussten sie ständig gegossen werden. Und nach dem ersten Nachtfrost war die Pracht dann vorüber. Von den Blumen waren nur noch matschige braune Stengel übrig. Die mussten dann abgeschnitten und auf den Kompost geschafft werden. Die Knollen wurden wieder mühselig in den Keller geschafft. Wenigstens im Winter hatte man vor diesen Pflanzen Ruhe.

Nachdem meine Schwester und ich von zu Hause ausgezogen waren, haben meine Eltern den Garten neu gestalten lassen. Er sollte etwas pflegeleichter werden. Schließlich fehlten jetzt ein paar helfende Hände. Auch die Dahlien wurden abgeschafft. Ich habe nur gedacht: Jahrelang musste man sich mit diesen Blumen herumärgern und kaum ist man weg, werden sie abgeschafft.

Irgendwie fehlen sie mir doch. Die Arbeit, die wir gemeinsam mit den Dahlien hatten, ist zu einer dieser schönen Kindheitserinnerungen geworden, die man wie einen Schatz mit sich herumträgt und die man auch nicht missen möchte. Mit etwas Abstand finde ich sogar: Es ist schön, dass nicht alles pflegeleicht war und einfach. Wir hatten als Familie eine gemeinsame Aufgabe, bei der wir ganz nebenbei miteinander geredet und auch sehr viel gelacht haben. Wenn ich mal in einem Haus mit Garten wohnen sollte, werde ich wohl auch ein paar Dahlien pflanzen.