hr4 ÜBRIGENS
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Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Willmenrod

Mit Worten malen

Mit Worten malen

Ich mag die Gemälde von Vincent van Gogh. Besonders die Landschaftsbilder, die er gemalt hat. Wenn ich sie ansehe, habe ich das Gefühl, den Duft des Lavendels zu riechen und das Zirpen der Zikaden zu hören. Die Farben auf seinen Bildern strahlen so kräftig, dass man fast meint, die Wärme der Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren und der Pinselstrich lässt einen das Rauschen des Windes erahnen. Ein unglaubliches Talent, so malen zu können.

Es gibt aber Menschen, die verfügen über ein noch faszinierenderes Talent, jedenfalls finde ich das: Sie malen nicht mit Pinsel oder Farbe. Sie malen mit Worten. Jesus war so einer. Er hielt keine langweiligen Vorträge darüber, wie er sich eine bessere Welt vorstellte. Er erzählte Gleichnisse. Geschichten, die ganz nah am Leben seiner Mitmenschen waren. Geschichten, in denen die Menschen etwas von Gottes Liebe zu ihnen spüren konnten. Wie in dem Gleichnis vom guten Hirten, der seine Herde an einem sicheren Ort zurücklässt und das eine verlorene Schaf so lange sucht, bis er es endlich gefunden hat und zur Herde zurückbringen kann.

Vor meinen Augen sehe ich den Hirten, wie er verzweifelt sucht. Sehe den Schweiß, der dem Hirten vor Anstrengung von der Stirn rinnt. Und spüre die Erleichterung und Freude, wenn das verlorene Tier wiedergefunden wurde.

Jesus konnte mit seinen Worten malen. Er malt mit seinen Worten die Botschaft von Gottes Liebe zu den Menschen in die Herzen von denen, die ihm zuhören.