hr4 ÜBRIGENS
hr4
Wisseler, Till Martin

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Langenselbold

Heute mal eine gute Nachricht

Heute mal eine gute Nachricht

Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Schlechte Nachrichten verkaufen sich nämlich besser. Aber die Menschen haben inzwischen genug davon. Im letzten Jahr wurden weniger Zeitungen verkauft, egal ob Tageszeitung oder Wochenzeitung. Die Leute schauen jetzt alle im Internet nach, könnte man meinen. Fehlanzeige. Auch im Internet keine Zuwächse, was Nachrichten angeht. Die Menschen haben genug von schlechten Nachrichten und bestellen die Zeitung ab oder drücken den Stopp-Knopf. Leider wird die Welt dadurch nicht besser. Und wenn wir von den Menschen, denen es schlecht geht, gar nichts mehr hören und sie sogar vergessen, dann wäre das natürlich eine Katastrophe.

Wir sollten mehr Nachrichten verbreiten, die wirklich gute Nachrichten sind; und trotzdem die Armut der Welt und die Bedrängnis der Menschen nicht verschleiern oder vergessen machen. Wie diese zum Beispiel, vom „Sanitär der Obdachlosen“ (Frankfurter Rundschau v. 2.1.2012): Jeden Tag ist der Krankenpfleger unterwegs. Viele kennen ihn schon und grüßen von weitem. Der Krankenpfleger weiß: Freiwillig ist niemand obdachlos und die Frage nach der Verantwortung für die schwierige Lage wird nicht als erstes gestellt. Zuerst sind die Menschen dran. Manchmal hilft ein freundliches Wort, manchmal wird Blutdruck gemessen, manchmal ist es wichtig, sich im Ambulanzbus untersuchen zu lassen. Kosten der Behandlung werden aus Spendengeldern finanziert. Wieder einmal zeigt sich, dass es wichtig ist und ein Gewinn, wenn vom eigenen Geld etwas abgegeben wird. Beachtlich, wozu Menschen in der Lage sind! Leider lassen sich nicht alle vom „Sanitäter der Obdachlosen“ behandeln. Manche haben Angst und sind inzwischen misstrauisch anderen gegenüber. Der Sanitäter weiß, dass ein Großteil seiner Arbeit darin besteht, Vertrauen zu ermöglichen und aufzubauen. Wer weiß, vielleicht ist die Behandlung beim nächsten Mal möglich. Dann geht er weiter – und macht getrost seine Arbeit. Das ist eine wirklich gute Nachricht, finde ich jedenfalls.

Glücklich sind, die sich vor dem Schmerz der anderen nicht verschließen (nach dem Evangelium des Matthäus, Kapitel 5, Vers 5) und tun, was ihnen möglich ist.