Fleischlos
Der Vorschlag kommt immer wieder: man müsste einen Tag in der Woche als fleischlosen Tag kreieren. Dann könnte man eine Menge CO2 sparen, das durch die Massentierhaltung entsteht. Und in unserer Wohlstandsgesellschaft wäre das vielleicht sogar gesünder.
Was mich allerdings bei diesen Vorschlägen erstaunt, ist der Wochentag, den man diskutiert. Im EU-Parlament gibt es diese Regelung zum Beispiel schon, und da hat man sich auf den Donnerstag geeinigt. Paul McCartney ist auch für einen fleischlosen Tag. Er schlägt den Montag vor.
Warum eigentlich nicht den Freitag? Seit sich ein großer Teil der Menschheit zum Christentum bekennt, ist der Freitag der Tag, an dem viele Christen kein Fleisch essen, an dem etliche Christen fasten, an dem mit diesem Zeichen daran gedacht wird, dass Jesus an einem Freitag am Kreuz gestorben ist.
Dieser Fastentag hat eine lange Geschichte. Fasten! Einen ganzen Tag nichts essen? Offensichtlich fanden das viele nicht so gut. Und Menschen sind ja erfinderisch Und so erfand man für den einen Fastentag in der Woche, für den Freitag eine Regel: Freitags kam kein Fleisch auf den Tisch. Aber was aus dem Wasser kam, konnte unbedenklich gegessen werden. Fisch durfte es sein. Und der konnte sogar richtig fett sein. Wer in die Geschichte eintaucht, zum Beispiel Klöster besichtigt, dem begegnen sie häufig: die Karpfenteiche, angelegt, damit die Freitagsregel nicht allzu schmerzhaft ausfiel.
Wer heute am Freitag Fisch auf den Tisch bringt, der tut das vielleicht aus familiärer Tradition – aus Bescheidenheit wohl kaum, denn Fisch gehört inzwischen zu den richtig teuren Lebensmitteln.
Ich bin dafür, nicht irgendeinen Tag fordern. Warum denn den Freitag, diesen sehr alten Fastentag aus den Augen verlieren?
Traditionen muss man doch nicht immer neu erfinden. Zumal jetzt auch noch dazu kommt, dass auf diese Weise in unserer Wohlstandsgesellschaft CO 2 gespart wird.