Das Kuchenbuffet
Auf die inneren Werte kommt es an. Da sind sich die meisten Menschen einig. Aber manchmal sind es doch die Äußerlichkeiten, nach denen wir uns richten. Dass man dann was Gutes verpassen kann, habe ich beim alljährlichen Sommerfest in unserer Gemeinde erlebt. Ich war wie schon so oft für das Kuchenbuffet zuständig. Es war beeindruckend, was alles an Kuchenspenden abgegeben wurde. Für jeden Geschmack war etwas dabei: Mit Obst, mit Nüssen, mit Schokolade; prächtige Marzipantorten, beschwipste Sahnetorten, bunt verzierte Muffins für die Kinder, saftige Käsekuchen…Die meisten Gäste haben sich wirklich schwer getan, sich für ein oder zwei Stücke zu entscheiden.
Langsam leerten sich die Kuchenplatten. Zuerst waren die aufwändig verzierten Torten ausverkauft. So nach und nach lichtete sich das Buffet. Nur ein Kuchen stand noch vollständig da. Niemand wollte ein Stück von ihm haben. Es war ein Apfel-Streuselkuchen und er war wirklich nicht besonders ansehnlich. Er war nicht angebrannt oder so, aber er war ein wenig schief, so als ob er beim Herauslösen aus der Form ein wenig kaputt gegangen wäre. Er sah ein bisschen langweilig aus. Etwas Puderzucker oder Sahne hätten da schon geholfen.
Am Abend durften die Helfer die übriggebliebenen Kuchen mit nach Hause nehmen. Ich entschied mich für ein paar Stücke einer Sachertorte und für ein paar Stücke dieses unansehnlichen Apfelkuchens. Ich muss sagen, ich habe selten einen besseren Apfelkuchen gegessen. Er war so fruchtig süß, mit einem Hauch von Vanille und Zimt. Hmmh! Es sind eben doch die inneren Werte, die zählen – und nicht allein das Äußere.