Dank
Eine Freundin ist eine sehr aktive Ehrenamtliche in ihrer Gemeinde und sorgt bei Festen dafür, dass alles funktioniert. Hintergrundarbeit - nötig, aber sehr unauffällig. Ob irgendjemand ahnt, wie viele Stunden man für Organisation braucht? Wer es noch nie gemacht hat, der ist sicherlich ahnungslos, weshalb diese Freundin auch nie mit lautem Dank und Beifall belohnt wird. Nie, das ist natürlich übertrieben. Wenn das große Gemeindefest vorbei war und gelungen - wie immer! - wenn sie zum Schluss die Tische abwischte, die meisten schon weg waren, dann erinnerte sich manchmal der Vorsitzende an seine Pflicht, auch ihr zu danken und manchmal hatte er sogar einen Blumenstrauß dabei. Von der Gemeinde merkte das kaum noch jemand. Alles was sie machte, war gut, klappte in aller Regel, aber es war auch selbstverständlich.
Ich weiß, dass sich meine Freundin über dieses selbstverständliche Annehmen ihrer Arbeit gelegentlich ärgert. Aber sie kann doch nicht laut sagen, wie viel Stunden sie wieder für die Vorbereitung gebraucht hat, bis alles wieder reibungslos funktioniert hat.
Aber vor kurzem ist etwas Erstaunliches geschehen. Die Gemeinde hatte einen Chor zu Gast, der ein eindrucksvolles Konzert gab. Die Kirche war voll, die Zuhörer begeistert, die Zugaben wollten kein Ende nehmen, denn niemand mochte nachhause gehen. Kurz um: es war ein wahrer Genuss für die ausübenden Künstler und die zuhörende Gemeinde.
Und bei dieser Gelegenheit geschah das ganz und gar Unerwartete: der Dirigent dieses großen Chores dankte dafür, dass die Gemeinde diesen Auftritt ermöglicht hatte. Nun, das war zu erwarten. Aber er dankte auch meiner Freundin dafür, dass sie für eine reibungslose Organisation gesorgt hatte. Er nannte ihren Namen und dann zählte er ihre vielen Hilfen auf.
Diesmal hatten es alle gehört! Alle waren beeindruckt und der aufbrandende Beifall, der galt ihr. Sie hat nicht gesagt: "Das war doch nicht nötig!" Sie hat sich richtig gefreut! Diese Freude war immer noch in ihr, als sie mir diese Geschichte erzählt hat.