hr4 ÜBRIGENS
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Becker, Michael

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Kassel

Böse sein hilft nur den Bösen

Böse sein hilft nur den Bösen

Auch Bösewichter können klug sein. Zum Beispiel „Milliarden Mike“, wie er genannt wird. Betrogen hat er reichlich, im Gefängnis gesessen auch. Heute ist er 55 Jahre alt, davon war er 18 Jahre im Gefängnis. Er hat keine armen Leute betrogen, sagt er, sondern Millionäre. Und gut verdient. Er geht nie ohne viel Geld auf die Straße, sagt er. Man weiß ja nie, was kommt. Heute ist er sehr reich und sehr müde. Hat genug Geld und keine Lust mehr auf noch mehr Gefängnis. Er sitzt in einem teuren Sessel und sagt einer Frau von der Zeitung: „Die Reichen lassen sich leichter hinters Licht führen, weil sie immer noch mehr haben wollen; nur von denen habe ich meinen Gewinn.“ Dann holt er tief Luft und sagt: „Man muss ja die Welt nicht verstehen; man muss sich nur darin zurecht finden!“ Da hat er Recht, der Bösewicht. Es sind nicht alle dumm, die böse sind. Man kann die Welt oft nicht verstehen. Und bevor ich mich lange vergeblich darum bemühe, will ich mich lieber besser in der Welt zurecht finden. Und wie geht das?

Am besten geht das mit einem klaren Wegweiser, der die Richtung angibt. Der Apostel Paulus kennt so einen Wegweiser. Er sagt: Soviel an euch liegt, habt möglichst mit allen Menschen Frieden (Neues Testament, Römerbrief Kapitel 12, Vers 18). Das ist schön gesagt. Wer will das nicht? Richtig schwer aber wird es, mit denen Frieden zu halten, die einem nichts Gutes wollen. Da fängt der Kampf dann an, der Kampf innen, mitten in mir. Wie kann ich mit einem Menschen Frieden haben, der keinen Frieden hält?

Das gelingt nur, wenn ich mir ganz fest vornehme: Ich will mich nicht provozieren lassen; ich will nicht unfriedlich werden; ich will lieber schweigen als böse werden. Das kommt alles nicht von alleine, das muss man sich wirklich fest vornehmen. Was mir geschieht von bösen Menschen, soll mich nicht auch noch böse machen. Denn böse sein hilft mir selbst nicht, das freut nur die Bösen. Mir selbst und meiner Seele hilft es mehr, wenn ich entweder ganz still bin oder weghöre oder zum lieben Gott sage: Steh mir jetzt bei, dass ich nicht böse werde. Dann bleibt es hell; und ich finde mich besser zurecht in der Welt.