hr3 MOMENT MAL
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Vogt, Dr. Fabian

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Wahrscheinlich ist das der berühmteste Satz von Hermann Hesse. Klingt ja auch klasse: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Die Zeile gehört zu einem Gedicht mit dem schönen Titel „Stufen“ – und ich finde: Jetzt zum Anfang eines neuen Jahres passt sie besonders gut.

Dabei geht es Hermann Hesse in dem Gedicht gar nicht darum, auf den grundsätzlichen Charme von etwas Beginnendem hinzuweisen, nein, er sagt sinngemäß: Dass wir Anfänge als ein Geschehen voller Zauber erleben, ist vor allem ein Schutz.

Und wovor? Ganz einfach: Davor, dass wir nicht im Alltagstrott untergehen. Neues ist deshalb so faszinierend, weil wir dadurch Mut bekommen, das Alte auch mal hinter uns zu lassen. Wörtlich schreibt Hesse: „Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise / und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, / nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, / mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.“

Hesse preist den Zauber des Anfangs also deshalb, weil er Menschen Mut machen will, eingefahrene Gleise zu verlassen. Denn nur dann haben sie die Möglichkeit, auf eine höhere Lebensstufe zu kommen. Und ich sage mal so: Für das frische Jahr 2015 ist das doch eine spannende Perspektive: Was können, sollen, müssen wir hinter uns lassen, um den „Zauber des Anfangs“ mal wieder so richtig zu spüren?

Und vielleicht klingt da ja in dem einen oder der anderen auch noch mal der Ruf des Verkündigungsengels aus der Weihnachtsgeschichte nach: „Fürchte dich nicht.“ Aufbrechen braucht nämlich Mut. Aber es ist „zauberhaft“.