Gut genug 2

Die evangelische Kirche macht dieses Jahr ja eine ganz verrückte Fasten-Aktion „Gut genug – 7 Wochen ohne falschen Ehrgeiz.“ Das ist eine Einladung, bis Ostern einfach mal mit dem zufrieden zu sein, was ist – und sich nicht andauernd unter Druck zu setzen. Aus dem ewigen „Immer mehr“-Spiel auszusteigen.

Zu dieser Aktion gibt es jede Woche eine biblische Geschichte – und die erste war die vom Turmbau zu Babel. Kennen Sie bestimmt. Als die Stadt Babel gegründet wurde, beschlossen die Bewohner, einen gigantischen Turm zu bauen, der bis zum Himmel reichen sollte. Und in der Bibel steht auch gleich die Begründung: „Damit wir berühmt werden. Und man uns für noch besser hält“ Aha!

Dieser Riesenturm wurde zum Symbol für die Allmachtsphantasien des Menschen. Klar, weil so einen Himmelturm ja nur jemand plant, der keine Grenzen kennt. Und ich behaupte mal: Solange Menschen sich ihre Grenzen nicht eingestehen und weiterhin alles steigern wollen, werden sie auch nie zufrieden sein.

Na: Gott schaut sich dieses Großbauprojekt an und beschließt, die Kommunikation zwischen den Menschen ein bisschen zu stören, indem er ihre Sprache verwirrt. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat, aber im hebräischen Originaltext heißt es: „Sie hörten einander nicht mehr zu.“ Kann ich nur sagen: Das kenn ich. Wer sich andauernd noch steigern will, der verlernt, auf andere zu achten.

„Gut genug“ sein, heißt deshalb auch: auf keinen herab zu schauen. Schon gar nicht von einem Turm, der bis in den Himmel reicht.