hr2 ZUSPRUCH
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Dechant, Rebecca

Eine Sendung von

Katholische Gemeindereferentin in der Pfarrei Lioba

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Würfelspiel – der Klassiker „Mensch-ärgere-dich-nicht“

gesprochen von Stephanie Mosler

Kaum ist es draußen wieder kälter und dunkler, schallt es aus dem Wohnzimmer: „Bei der nächsten Runde fang ich aber an!“ Und aus dem Kinderzimmer tönt es zurück: „Ich bau schon mal das Spiel auf!“ Da ist sie wieder. Die Zeit, in der man es sich am Nachmittag gemütlich macht und mit Familie oder Freunden die Spieleschublade öffnet.

Der perfekte Familiennachmittag

Die Zeit, in der wir uns auf dem Sofa zusammenkuscheln, Tee trinken und die Würfel heiß laufen lassen. Egal ob Brettspiele oder Kartenspiele, bei uns zu Hause gehört das Spielen einfach dazu. Kniffel, Uno oder das gute alte Mensch-ärgere-dich-nicht – Hauptsache, wir sind zusammen. Und ich merke: Gerade mit Kindern wird’s nie langweilig!

Wohin soll ich die Spielfigur setzen?

Neulich, beim Mensch-ärgere-dich-nicht, hatte ich so einen kleinen Aha-Moment. Sie kennen das: Man überlegt, plant, setzt seine Figur – und dann fallen die Würfel und die Taktik ist dahin. Die Strategie? Für die Katz. Die Planung? Alles leider unvorhersehbar, denn plötzlich steht man wieder am Anfang.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Mir auch. Nicht nur beim Spielen, denn das Leben ist manchmal wie ein Würfelspiel. Man denkt, man hat alles im Griff – und dann kommt das Schicksal um die Ecke und schmeißt dich raus. Da hilft nur: tief durchatmen, neu anfangen und hoffen, dass die Würfel beim nächsten Mal gnädiger sind und wir beim nächsten Spielzug etwas mehr Glück haben.

Das Kreuz, das verbindet

Und dann, mitten im Spiel, ruft meine Tochter ganz stolz: „Mama, ich hab das Kreuz fast ganz geschafft!“ Ihre Spielfigur steht direkt vor dem Ziel, dem sicheren Haus. Hier kann sie nicht mehr rausgeworfen werden. Hier ist man mit seiner Spielfigur sicher.

Und ich schau aufs Spielfeld – und sehe plötzlich: Das Mensch-ärger-dich-nicht Spielfeld hat die Form eines Kreuzes! Das ist mir in all den Jahrzehnten, in denen ich es schon spiele, noch nie bewusst aufgefallen: das Kreuz, das verbindet. Das Beziehungen schafft – zwischen uns, zwischen Gott und den Menschen.

Wie könnte der Spielzug aussehen?

Und ich merke: Dieses alte Spiel bringt uns nicht nur zusammen, es zeigt mir auch, wie Gott mit uns umgeht. Wenn ich im Leben mal rausfliege, darf ich neu anfangen. Wenn’s mal nicht richtig läuft, gibt’s immer eine zweite Chance. Ich darf neue Entscheidungen treffen und es nochmal versuchen. Und am Ende, wenn ich’s ins Ziel schaffe, bin ich sicher und geborgen. Gott lehrt uns: Ärgere dich nicht, wenn`s mal nicht so läuft wie geplant. Anders ist nicht unbedingt schlechter. Denn manchmal ist ein neuer Zug genau das, was wir brauchen. Und vielleicht bringt der nächste Würfelwurf ja das große Glück. Mit Gott an unserer Seite, bestimmt.