Von Schwertern und Seelen
Heute ist wieder mal ein Mariengedenktag. Davon hat die katholische Kirche viele. Die Gottesmutter Maria scheint allgegenwärtig. Das ganze Jahr über gibt es Gedenktage für sie. Ihr Gedenktag heute hat einen Namen, bei dem ich genauer hinschauen muss, um ihn zu verstehen. Er heißt „Sieben Schmerzen der seligen Jungfrau“, oder auch „Maria Dolores“, denn „Dolores“ bedeutet „Schmerzen“.
Es geht also um das Leid, das Maria in ihrem Leben erlebt hat. Nicht in ihrem ganzen Leben, sondern erst seit Jesus mit ihr durchs Leben geht. Mutter von Jesus zu sein, muss etwas ganz Besonderes sein – so nah an Gott – und gleichzeitig hat es so viel seelischen Schmerz mit sich gebracht.
Ein Seelenschmerz der Maria durchdringt
Im Lukasevangelium heißt es, dass ein Schwert Marias Seele durchdringen wird. Eine Vorankündigung auf das, was sie in ihrem Leben erwartet: ein Seelenschmerz.
Ein Schwert in der Seele – ein eindrückliches Bild. Und Maria ist nicht die Einzige, die die ein solches Schwert in ihrer Seele gespürt hat. Wie viele Erfahrungen von seelischem Schmerz fühlen sich für Menschen wohl so an wie ein Schwert in der Seele? Und ich glaube, genau das ist es, was diesen Gedenktag heute so verständlich machen kann, ja, vielleicht fast schon sympathisch.
Ich fühle mit Maria und ihren Schmerzen. Wie vermutlich jeder Mensch spüre ich auch ich hin und wieder seelische Schmerzen. Und das hilft mir, mich in Maria wiederzufinden, mich in sie hineinzuversetzen. Dabei muss ich die Art und Tiefe des Schmerzes gar nicht miteinander vergleichen. Darum geht es nicht, sondern darum, auf die gleiche Art zu fühlen.
Der Schmerz macht sie nahbar und menschlich
Maria wird in der katholischen Kirche verehrt und manchmal kann der Eindruck entstehen, dass sie ganz besonders ist; übermenschlich, gar keine normale Frau mehr. Doch gerade der Gedenktag heute rückt dieses Bild zurecht. Er erdet falsche Vorstellungen von Maria. Dieser Gedenktag erinnert mich daran, dass Maria eben nicht abgehoben ist, sondern neben all dem Besonderen in ihrem Leben - ein ganz normaler Mensch bleibt. Wie ich. Wie wir alle.
Maria ist eine Frau, die zutiefst menschliche Erfahrungen gemacht hat. Sie hat erlebt, wie ihr Sohn Jesus abgelehnt, verspottet, verachtet, misshandelt und schließlich getötet wurde. Wie verständlich ist da das Bild des Schwertes in ihrer Seele. Marias Lebenserfahrungen machen sie mir sympathisch. Von ihr fühle ich mich verstanden. Von ihr, einer ganz normalen Frau, einem ganz normalen Menschen.