Kunigunde
1000 Leute finde ich, die mit mir ihre Kirche umarmen. Das hat der Bürgermeister von Oberkaufungen gewettet. Er hat diese Wette nur ganz knapp verloren. 946 Menschen kamen zusammen, die es geschafft haben, den Kreis um die Stiftskirche zu schließen. Also fast gewonnen! Dass er an St. Martin nun den Bettler spielen muss, nimmt der Bürgermeister mit Humor.
Ein Festjahr für die Kirche
1025 ist diese Kirche erbaut. Und ihr 1000-jähriger Geburtstag wurde riesig gefeiert, ein ganzes Festjahr für die Kirche, und auch für ihre Stifterin. Die Kaiserin Kunigunde hat sie gestiftet und ein Kloster für Benediktinerinnen gegründet. Damit hat sie nicht nur für ihr eigenes Seelenheil gesorgt.
Ins Kloster gehen bedeutete ein Leben, das ganz dem Gebet und der Arbeit geweiht war. Es bedeutete für die Frauen, die dort lebten, auch Zugang zu Bildung und Einfluss. Ein Kloster brachte Gesundheitsversorgung und Wohlstand für seine Umgebung.
Kaiserin Kunigunde stand für soziale Gerechtigkeit
Kunigunde war eine selbstbewusste, kluge Frau. Sie regierte gemeinsam mit ihrem Mann Heinrich und stand an seiner Seite in Kämpfen um seinen Anspruch auf den Thron. Kunigunde nahm es ernst mit der Nächstenliebe und stand für soziale Gerechtigkeit. Um ihr Leben haben sich viele Legenden gebildet. Auch in Bamberg war sie Bauherrin für den Dom. Sie zahlte selbst den Arbeitern den Lohn aus, wird erzählt. Aus der großen Schale, in der die Münzen waren, konnte jeder nur so viel nehmen, wie er brauchte - nicht mehr.
Ein Jahr lang hat sie nach dem Tod Heinrichs noch regiert, dann ist sie als einfache Ordensfrau in Kaufungen in ihr Kloster eingetreten.
Zum Jubiläum ist ihre Stiftskirche frisch renoviert, ein hoher, lichter Raum, in dem die Seele aufatmen kann. Behutsam wurde alte Wandbilder freigelegt, auch eines von Kaiser Heinrich. Gegenüber wird wohl ein Bild von Kunigunde gewesen sein, zu sehen ist leider nichts mehr.
Eine Bronzefigur der Stifterin steht nun vor der Kirche
Aber die große Frau sollte sichtbar werden. Darum wurde zum Jubiläum eine lebensgroße Bronzefigur in Auftrag gegeben, die nun vor dem Eingang steht. Leuchtend blau ist ihr kaiserlicher Mantel, das Symbol der Macht. Die schlichte, bronzefarbene Figur der Kunigunde selbst hat mich tief beeindruckt. Ihr Blick ist ganz nach innen gewandt. Sie hört zu, so wirkt es, sie hört auf ihre innere Stimme, auf Gottes Stimme. Eine Hand ist nach vorn geöffnet. Kunigunde gibt, großzügig – oder empfängt sie? Beides kann ich sehen. Und ihren Fuß, der einen Schritt nach vorn wagt. Kunigunde ist in ihrer ganzen Innerlichkeit doch nach vorn gewandt, zu den Menschen, in die Zukunft.
Gut, dass sie so sichtbar ist, als eine der großen Frauen, die Verantwortung tragen. So bleibt sie in Erinnerung, und mit ihr das, was heute noch wichtig ist: Nächstenliebe und füreinander da sein.