Klettern
Ob ich mich das traue? Mit vier Freundinnen stehe ich in der Kletterhalle. Wir wollten das mal ausprobieren, unsere Grenzen überwinden, was Neues wagen. Aber nun sehe ich die winzigen Griffe und Trittsteine an den hohen Wänden und frage mich: Will ich wirklich da hoch? Unser Klettercoach erklärt uns, was wir beachten müssen: wie der Gurt richtig sitzt, wo wir den Karabiner einhaken und wie wir uns gegenseitig mit dem Seil sichern. Hier ist Sorgfalt angebracht! Auf die Kletterpartner muss man sich verlassen können.
Ich bin als dritte an der Reihe. Ich überprüfe meinen Karabiner, vergewissere mich, dass meine Partnerin das Seil im Blick hat und steige in die Wand. Vorsichtig suche ich mir meinen Weg über die kleinen Tritte und Griffe. Ich konzentriere mich und teile meine Kräfte ein. Auf halber Höhe wage ich einen Blick nach unten – da wird mir schon ein bisschen mulmig. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, bin ich erleichtert – und froh, weil ich mich getraut habe.
Gott gibt Halt und Sicherheit
„Bei dir sichere ich mich!“ (Psalm 31,15, Übersetzung Buber-Rosenzweig 1929) In der Bibel sagt das einer zu Gott. Für mich beschreibt dieser Satz ein Lebensgefühl. Ich finde an Gott einen Halt, beinahe wie beim Klettern, wenn ich mit dem Seil gesichert bin. Das gibt mir Zutrauen und Sicherheit im Leben. Ich kann was wagen, weil ich mich an Gott festmache. Natürlich kenne ich auch die andere Seite, die schwierigen Momente - wenn ich mich klein fühle, wenn ich mich frage: Soll ich diesen Schritt wagen? Da hilft es mir, kurz durchzuatmen und mir klarzumachen: Dieses Seil hält mich, auch wenn ich daneben trete.
Jeder ist für sich selbst verantwortlich
Das erspart mir nicht, meine Schritte klug zu setzen. Ich bin verantwortlich für meine Entscheidungen und für die Wege, die ich einschlage. Ich muss Risiken abschätzen und mir klar machen, worauf ich mich einlasse. Gott räumt mir keine Hindernisse aus dem Weg. Ein bequemes Leben garantiert er mir nicht. Das erwarte ich nicht und es entspricht nicht meinem Gottesbild! Und ich will das auch gar nicht. Ich will mein Leben selbst in die Hand nehmen. Und oft bringt mich gerade das voran, was mich herausfordert, wie beim Klettern.
Und wenn mal was richtig schief geht im Leben? Ich hoffe, dass ich mir auch dann noch sagen kann: „Bei dir sichere ich mich“.