Kerzen auf Wanderschaft
Kerzen sollen Licht ins Dunkel bringen. Heute, am Antikriegstag, werden besondere Kerzen in einem Gottesdienst in Frankfurt gesegnet und auf eine Reise geschickt. „Wanderfriedenskerzen“ werden sie genannt, auch die Aktion heißt so: Wanderfriedenskerze. Das spezielle Motto der Aktion in diesem Jahr lautet: „Gefährdete Zeugen – Journalismus im Krieg“.
Kriegsberichterstattungen sind wichtig: Wichtige Menschen stehen dahinter
Mich bewegt das Thema. Kriegsberichterstatter:innen sind wichtig, damit über Kriege und Konflikte berichtet werden kann. Sie zeichnen Leid und Zerstörung, aber auch Hoffnung auf. Dabei begeben sie sich oft in Lebensgefahr. In diesem Jahr sind schon mehr als 15 Medienschaffende in Kriegsgebieten umgekommen, viele sind inhaftiert oder werden bedroht. Die Bilder, die sie sehen, belasten sie oft psychisch.
Täglich erreicht uns eine Flut an Bildern und Berichten von den Kriegen und Krisen der Welt. Mir fällt in letzter Zeit auf, dass bei Berichten immer häufiger gesagt wird: „Wir konnten das noch nicht unabhängig überprüfen“. In den Gaza-Streifen z.B. dürfen unabhängige Journalist:innen nicht einreisen. Manchmal ist es auch einfach zu gefährlich, vor Ort zu recherchieren.
Der Wahrheitsgehalt muss immer geprüft werden
Ich habe großen Respekt vor den Reporterinnen und Reportern, die sich trotz aller Gefahren dafür einsetzen, so viele Informationen zu sammeln wie möglich und diese auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Schon in der Bibel seufzt Pilatus „Was ist Wahrheit?“ (Johannes-Evangelium 18,38) und schon damals ist diese philosophische und ethische Kernfrage unbeantwortet geblieben. Heute, in Zeiten von „fake news“ und „deep fakes“, ist oft nur noch schwer zu erkennen, ob ein Bild nicht gefälscht wurde, um gezielt die eigenen Interessen zu verfolgen.
Aus meiner Sicht ist die Anerkennung der Wahrheit, in dem Fall der dokumentierbaren Fakten, eine wichtige Voraussetzung für dauerhaften Frieden. Nur wer die Wahrheit ins Licht rückt und sie nicht leugnet, kann eine Schritt zur Versöhnung gehen. Ansonsten sind Beziehungen zwischen Menschen und Völkern über Generationen belastet – dafür gibt es viele Beispiele.
Gottesdienst in Frankfurt
Im Gottesdienst zum Antikriegstag heute Abend im Frankfurter Dom stellen Vertreterinnen und Vertreter der Friedensinitiative Pax Christi, der evangelischen und katholischen Kirche zwölf Kerzen in die Mitte und versuchen, mit der Aktion „Wanderfriedenskerze“ Licht ins Dunkel zu bringen: Licht für die Wahrheit, Licht für die Journalist:innen an den dunkelsten Plätzen der Welt und ein Licht der Hoffnung auf Frieden.
Ich werde heute Abend auch eine Kerze anzünden und mich so mit der Aktion verbinden. Vielleicht besuche ich auch demnächst noch ein Gebet mit einer Wanderfriedenskerze. Die Aktion dauert bis zum Buß- und Bettag am 19. November.
In jedem Fall wünsche ich vor allem Journalistinnen und Journalisten, dass sie erleben, wie ihre Mühe sich lohnt und ihr Einsatz gewürdigt wird. Wie schon Jesus sagt: „Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.“ (Johannes-Evangelium 3,21)