hr2 ZUSPRUCH
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Weitzel, Andrea

Ein Sendung von

Katholische Schulseelsorgerin und Religionslehrerin, Hanau

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Internationaler Tag des friedlichen Zusammenlebens

Die Welt begeht heute den „Internationalen Tag des friedlichen Zusammenlebens“. Ich gebe zu, angesichts der weltpolitischen Lage muss ich schlucken.

Ich forsche nach den Ursprüngen dieses Tages und stoße auf den Bund Muslimischer Pfadfinderinnen und Pfadfinder Deutschlands. Er gehört zu den Gruppierungen, auf deren Initiative hin die Vereinten Nationen seit 2018 diesen jährlichen Welttag ausrufen.

Auf ihrer Homepage erklären die Vereinten Nationen dazu: „… die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft zur Förderung von Frieden, Toleranz, Einheit, gegenseitigem Verständnis und Solidarität regelmäßig zu mobilisieren, sowie ihr Engagement für den Wunsch zum Ausdruck zu bringen, gemeinsam zu leben und zu handeln, die Einheit zu bewahren, ohne Unterschiede und Vielfalt abzulehnen, um nachhaltigen Frieden, Solidarität und Harmonie auf der ganzen Welt zu erreichen.“

Ja! Diesen Worten stimme ich uneingeschränkt zu. Ich recherchiere also nach Veranstaltungen und Aktionen, wie dieser Tag begangen wird. Ich finde Pfadfinderinnen und Pfadfinder, die den Tag aufgreifen, ebenso Vereine, Gruppen, Institutionen in Gesellschaft, Politik, Schulen und Kirchen. Ich lese von öffentlichen Frühstücken, Friedensworkshops sowie kreativen Ideen wie dem Basteln von Friedenstauben.

Der Wunsch nach Frieden eint die Menschen

Trotzdem scheint mir der „Internationale Tag des friedlichen Zusammenlebens“ in der öffentlichen Wahrnehmung eher unbekannt zu sein. Dabei halte ich die Sehnsucht nach Frieden für etwas, was die Menschheit verbindet. Beim friedlichen Zusammenleben und dem Weg dorthin scheinen sich jedoch die Geister zu scheiden.

Daher wünsche ich mir nur nicht erst seit heute diese eine Superkraft des Friedenmachens! Und ich bin mir sicher, mit diesem Wunsch bin ich auch nicht allein. Und vielleicht braucht es den „Traum“ vom Frieden, der stärker ist als Ungerechtigkeit, Streit, Konflikte, Gewalt, Krieg. Vielleicht braucht es angesichts der aktuellen Schlagzeilen unbedingt einen Traum, besser noch, eine Vision davon, dass es ein friedliches Zusammenleben mit aller Vielfalt wirklich geben kann.

Stehenbleiben möchte ich beim Träumen jedoch nicht. Nur daran festhalten, um nicht aufzugeben. Um nicht aufzugeben, in meinem Umfeld Frieden zum Thema zu machen, Frieden zu versuchen, friedlich miteinander zu leben.

Frieden beginnt bei mir

Die Homepage „kleiner-kalender“ empfiehlt für den heutigen Tag, ihn „im Kleinen zu zelebrieren“, erinnert an „nette Worte und kein(en) Streit auf der Tagesordnung“. Solche Ratschläge kommen mir einerseits immer etwas zu kurz gegriffen, zu floskelhaft vor, andererseits ist es wirklich nicht einfach, einen Tag lang ausschließlich friedliche Gedanken, Geste, Worte zu finden.

Denn ich denke sofort an unsere familiäre Morgenroutine, die oft genug zum Kampf ums Bad ausartet, an die Hundehaltenden, die ihre Tiere nicht von meinen Fahrradspeichen abhalten, an die Kollegin, die … ach, egal … Heute stelle ich mich bewusst der Herausforderung des friedlichen Zusammenlebens – und da werde ich ganz sicher nicht schon vor acht streiten!