Wege zum Frieden
Heute wird der Antikriegstag begangen. Denn am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Ich denke heute an die Millionen Toten. An das furchtbare Leid des Weltkriegs. Und der vielen Kriege, die seitdem geführt werden. Ich möchte heute aber auch an einen ganz besonderen Menschen denken, der mir immer wieder gezeigt hat: Es ist wichtig und auch nicht vergeblich, sich immer wieder für Frieden, Toleranz und Versöhnung einzusetzen.
Meine Darmstädter Oma und ihr Leben im Krieg
Dieses Vorbild ist für mich meine Darmstädter Oma gewesen. Sie hat als junge Frau den schweren Bombenangriff auf Darmstadt in der Nacht vom 11. auf den 12. September 1944 miterlebt. Erst vor ein paar Wochen sind mir ihre Briefe aus dieser Zeit an ihren Mann in die Hände gefallen. Er war damals weit weg von Darmstadt. In ihrem Mittagsbrief vom 11. September berichtet sie noch fast beiläufig von einem kleinen Bombenangriff auf einen Darmstädter Randbezirk, bei dem am Vortag alle Bomben im Acker gelandet sind.
Der Brief nach ihrer Flucht
Zwei Tage später schreibt sie dann von einem kleinen Dorf im Odenwald aus, in das sie mit ihrer Familie nach dem schweren Angriff am Abend des 11. Septembers geflüchtet war: „Vorgestern hat es uns erwischt: total abgebrannt“. In wenigen Worten schildert sie dann den Angriff. Nüchtern, betont gefasst – vermutlich auch wegen der Zensur. Aber zwischen den Zeilen kann ich auf dem vergilbten Papier das unermessliche Leid ganz klar herauslesen, das damals über die Stadt hereingebrochen ist. Über 11.000 Menschen sind in dieser „Brandnacht“ gestorben.
Meine Oma steht für Frieden und Völkerverständigung
Als ich diesen Brief meiner Oma gelesen habe, hatte ich aber auch noch ein anderes Bild vor Augen: den freundlichen und weltoffenen Menschen, als den ich sie später als Kind und junger Erwachsener kennengelernt habe. In vielen Gesprächen hat sie ihre positive und tolerante Sicht auf die Welt und die Menschheit vermittelt.
Meine Oma hat trotz schrecklicher Kriegserlebnisse an Völkerverständigung und Versöhnung geglaubt. Und diese Lebenseinstellung sehr authentisch an mich und meine Geschwister weitergegeben. Ich möchte daher gerade an einem solchen wichtigen Datum wie dem Antikriegstag an sie denken. Und merke, dass mir ihr Vorbild Kraft gibt, um angesichts der vielen schrecklichen Konflikte nicht zu resignieren. Sondern weiter Wege zum Frieden zu suchen.