Bartholomäus, der Frankfurter Stadtheilige
Kaum jemand weiß, dass der Frankfurter Kaiserdom den Namen St. Bartholomäus trägt. Dabei finde ich diesen Heiligen und seine Geschichte richtig spannend. Morgen, am 24. August, ist übrigens sein Fest und das wird im Frankfurter Dom groß gefeiert.
Bartholomäus war einer der Jünger Jesu. Er taucht in den Evangelien der Bibel auf und wahrscheinlich hieß er eigentlich Nathanael. Denn Bar-tholomäus, das bedeutet übersetzt einfach: der Sohn von Tholomäus.
Seine bewegte Lebensgeschichte
Dieser Bartholomäus oder Nathanael hat eine – im wahrsten Sinn des Wortes - bewegte Geschichte. Zumindest erzählt das so die Legende: Er hat mit großem Glauben Jesus bezeugt, vielleicht Gemeinden gegründet, er hat geheilt und Wunder getan, und das alles - laut Legende - auch in Indien und in Armenien, also ganz schön weit weg.
In Armenien, so heißt es, hat Bartholomäus sogar die Tochter des Königs geheilt – worauf sich der König zu Christus bekannt hat. Doch das hatte Konsequenzen: Der Bruder des Königs, der ganz andere Götter verehrte, ließ Bartholomäus einsperren und schließlich töten, grausam töten. Er ließ ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen, und anschließend, als wäre das nicht genug, noch kopfüber kreuzigen.
Eine Reliquie vom grauslichen Matyrium im Frankfurter Dom
Was dieses grausliche Martyrium mit Frankfurt zu tun hat? Im Frankfurter Dom gibt es eine bedeutende Reliquie von Bartholomäus, ein großes Stück der Hirnschale. Reliquien waren ja früher den gläubigen Menschen sehr wichtig: Da hatte man einen direkten Kontakt zum Heiligen, sozusagen was zum Schauen und Anfassen.
Im Altarraum ist auf einem Fries an der Wand die Geschichte von Bartholomäus dargestellt. Und wenn man ganz genau hinschaut, kann man links an der Wand eine Statue entdecken: Bartholomäus, der seine eigene Haut, wie einen Mantel, über dem Arm trägt, ganz schön skurril.
Bartholomäus liegt gehäutet vor den Füßen des Herrschers
Leichter zu finden ist ein modernes Relief an der Außenwand des Doms, links neben dem Eingang. Auch da ist Bartholomäus dargestellt: Er liegt gehäutet vor den Füßen einer Herrschergestalt. Eine moderne Darstellung. Der Künstler, Hans Mettel, war ein Bildhauer und nach dem Krieg einer der Professoren an der Frankfurter Städelschule. In der nationalsozialistischen Zeit zuvor galt seine Kunst als „entartet“.
Mit dem Relief thematisiert Hans Mettel auch die Schoah
Mich beeindruckt dieses Relief aus zwei Gründen: Hans Mettel hat es schon bald nach dem Krieg gewagt, mit der Darstellung des Bartholomäus auch die Schoah und die Gräueltaten der jüngsten deutschen Geschichte zu thematisieren. Bartholomäus steht stellvertretend für alle ungerecht und willkürlich geknechteten und getöteten Menschen. Der Herrscher bleibt übrigens gesichtslos, hat einen massigen Körper und einen vergleichsweise kleinen Kopf.
Trotz der grausamen Hinrichtung strahlt er Hoffnung aus
Was mich dann noch fasziniert: Bartholomäus schaut gar nicht so leidend aus. Ja, wenn ich den Kopf schief halte, dann könnte ich den Liegenden mit den ausgestreckten Armen sozusagen um neunzig Grad drehen und es kommt mir vor wie ein Bild des Auferstandenen. Das macht Hoffnung für all die, die auch heute willkürlich gequält und unschuldig getötet werden. Dieser Bartholomäus sagt mir: „Für sie soll es Gerechtigkeit und neues Leben geben!“