hr2 ZUSPRUCH
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Flicker, Steffen

Eine Sendung von

Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda

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Immer etwas mehr

Kürzlich war ich bei Freunden zum Abendessen eingeladen. Die Gastgeber hatten sich sehr viel Mühe gegeben. Als ich das Haus betrat, kam mir schon ein wunderbarer Geruch aus der Küche entgegen. Es gab einen köstlichen Braten. Und es roch nicht nur gut, es schmeckte auch fantastisch. Noch dazu schmeckt es in netter Gesellschaft ja auch gleich viel besser, wie man weiß.

„Was ist dein Geheimnis? Wie gelingt dir immer dieses wunderbare Gericht? Was machst du anders“, fragte ich neugierig nach. Die Antwort verblüffte mich: „Ich nehme immer etwas mehr als es das Rezept verlangt!“, so die Antwort der Gastgeberin.

Eine Prise hier und eine extra Zutat da

„Immer etwas mehr!“ Diese Worte klangen in mir noch lange nach. Vielleicht ist das nicht nur das Geheimnis dieses Bratens, sondern letztlich auch unseres Lebens: Immer etwas mehr hineingeben, als es verlangt wird. Etwas mehr Empathie und Verständnis, wenn ich eine Situation nicht gleich einordnen kann. Etwas mehr Entgegenkommen, wenn es zwischen Menschen schwierig wird. Etwas mehr Zeit füreinander nehmen, wenn ich spüre, mein Gegenüber braucht mich gerade jetzt.

Natürlich funktioniert unser Leben auch, wenn alle nur das Notwendige tun. Aber nicht nur manchem Gericht verleiht das „gewisse Extra“ einen Pfiff, der auch manchmal in unserem Leben eine positive Wirkung auslöst.

Das kann ein freundlicher Gruß oder ein Lächeln sein. Niemand muss das tun, aber es schafft für das Miteinander von Menschen eine schönere Atmosphäre.

Immer etwas mehr geben schafft ein gutes Miteinander

In der Bibel lesen wir, dass Jesus zu seinen Jüngern sagt: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern tut, das habt ihr mir getan.“ Es gibt keinen Unterschied, auf welche Art und Weise ich meinen Mitmenschen begegne. Jede und jeder hat einen respektvollen Umgang verdient – und vielleicht auch „etwas mehr“.

Auch Menschen, die mir völlig fremd sind oder die einem anderen Kontext angehören, haben ein freundliches Lächeln und einen aufmerksamen Blick verdient. Mein Umgang mit anderen Menschen kann auch „immer etwas mehr“ vertragen.

Es gilt also nicht nur für das Backen eines Kuchens oder für das Zubereiten eines leckeren Bratens: Wenn etwas besonders gut werden soll, wenn etwas gelingen soll, dann liegt vielleicht das Geheimnis darin, immer etwas mehr zu geben als es sein müsste.

Dieses „gewisse Etwas“ bringt nicht nur Würze in das Essen, sondern auch in mein Leben.