Der Plan B
Seit einigen Jahren wandere ich in einer Gruppe von Freundinnen und Freunden Richtung Rom, jedes Jahr eine weitere Etappe. Wo es möglich ist, folgen wir einem alten Pilgerweg, der Via Romea, in Italien heißt sie Via Romea Germanica.
Der alte Pilgerweg Via Romea Germanica
Ein Abt, er hieß Albrecht von Stade, ist auf diesem Weg im Mittelalter von Stade in Norddeutschland nach Rom zum Papst gepilgert.
Unsere Gruppe ist nicht in Norddeutschland losgewandert, sondern von hier, aus dem Raum Frankfurt, wo die meisten von uns leben, genauer von Offenbach aus. Und wir sind inzwischen schon ziemlich weit gekommen. In diesem Herbst führte der Weg durch die Toskana.
Mit Bus und Bahn - da mein Knie nicht mitspielte
Aber leider macht seit dem Sommer mein Knie Probleme und ich musste ich mich entscheiden: Mitwandern oder nicht? Lange Strecken mit ordentlich Höhenmetern und Gepäck sind nicht drin.
Da brauchte es einen Plan B, denn ich wollte trotzdem dabei sein – und bin umgestiegen auf Bus und Bahn. Glücklicherweise ist die Toskana da einigermaßen ausgestattet. So war ich also alternativ zu den anderen unterwegs, ab dem gemeinsamen Frühstück bis zum Wiedertreffen am späten Nachmittag.
Es war anders schön
Ab und an konnte ich der Gruppe vom Zielort entgegenwandern, ohne Gepäck. Ansonsten habe ich mich umgesehen: hier eine Kirche besucht und dort eine Ausstellung, ein nettes Café oder einfach der Blick über die schöne Landschaft.
Es war anders, anders schön. Nicht gewählt, und natürlich fand ich es schade, nicht mitwandern zu können. Die gemeinsame Mittagspause und so manches Gespräch habe ich verpasst. Aber alles in allem war ich froh über die Entscheidung, trotzdem mit dabei zu sein.
Dadurch entdeckte ich neue Schätze
Und: Es gab auch Schätze, die ich nur deswegen entdeckt habe, weil ich anders unterwegs war: die Begegnung mit der ungarischen Pilgerin zum Beispiel, die auch ein Stück Bus fahren musste und mir von den Plänen erzählte, mal eine Weile in Umbrien zu leben, das sympathische Gespräch mit der Busfahrerin, die neben ihrer Arbeit gerade auch noch die Olivenernte stemmen musste, die vielen etruskischen Spuren in den kleinen Städten und die Möglichkeit, sogar noch das Etruskermuseum zu den regulären Öffnungszeiten zu besuchen und vieles mehr! Ich habe also allen Grund, ein Lob anzustimmen auf den Plan B.
Manchmal heißt der Plan B: B wie „Bereit für Neues“
Ich kenne das auch sonst: Manche Träume oder Pläne lassen sich nicht verwirklichen. Da kommt etwas dazwischen. Ab und zu sind es ja auch positive Überraschungen, wie eine besondere Begegnung. Und dann ist es gut, einen Plan B zu haben – und manchmal heißt der einfach: B wie „Bereit für Neues“.