hr1 SONNTAGSGEDANKEN
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Niem, Anna Maria

Ein Sendung von

Mentorin für geistliche Ausbildung an der katholischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt

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Bobby McFerrin: Don’t Worry Be Happy

Songtext: "Don't worry, be happy!" von Bobby McFerrin

„Don’t worry be happy!“ – ein ohrwurmverdächtiger Gute-Laune-Schlager – für mich sogar am frühen Morgen. Egal, in welcher Stimmung ich gerade bin: Wenn ich bei diesem Song so mitpfeife, mitsinge, manchmal auch -tanze, dann macht mich das für einen Moment lang frei von allem, womit ich gerade beschäftigt war. Der Song hebt mich für eine kleine Zeit aus allem heraus. Und hinterher kann ich mit einer ganz neuen Leichtigkeit an meine Dinge herangehen. Als hätte Bobby McFerrin meine Sorgen weggeschnipst und mir ein neues Lächeln auf die Lippen gezaubert. „Mach dir keine Sorgen, sei fröhlich!“ ruft er mir zu.

Bobby McFerrin hatte von Anfang an Musik um sich

Mich fasziniert die Geschichte dieses Sängers. Bobby McFerrin hatte von Anfang an Musik um sich. Sein Vater war der erste schwarze Opernsänger, der eine Festanstellung an der Metropolitan Opera in New York bekam. Bis dahin war das undenkbar, und der Weg dahin wird nicht gerade leicht gewesen sein. Von seinem Vater hat Bobby McFerrin wahrscheinlich gelernt, seine Visionen ernstzunehmen, sich frei zu machen von gesellschaftlichen Erwartungen. Und sich durch äußere Probleme nicht abhalten zu lassen, seinen Träumen zu folgen.

Er träumte, dass er allein auf einer Bühne steht

Bobby McFerrin hatte, wie er erzählt, mit 27 tatsächlich nachts einen Traum: Er steht allein auf einer Bühne, nur ein Mann, ein Mikrofon. Und er singt – improvisiert frei mit seiner Stimme.

Er bleibt seinem Traum treu

Dieser Traum ist der Moment, in dem Bobby McFerrin beschließt, Sänger zu werden. Er hat keine Ahnung, wie er es anstellen soll, eines Tages wirklich auf der Bühne zu stehen. Aber er behält seine Vision im Auge. Auch in Phasen, in denen er kaum Erfolg hat. Als nur wenige Menschen sich für seine Musik interessieren. Sein erstes Album erweist sich als ein Flop. Aber er bleibt seinem Traum treu. Und langsam, langsam wird er in seiner Eigenart entdeckt. Er ist nicht der Typ, der sich von Musikproduzenten vorschreiben lässt, was er zu produzieren hat, damit seine Songs verkauft werden. Davon macht er sich total frei. Er stellt sich lieber auf die Bühne und improvisiert gemeinsam mit seinem Publikum, schaut, was spontan entstehen will. Und damit singt er sich in die Herzen vieler Menschen.

Er improvisiert ganz frei

Sein Traum ist schon viele Jahre her, als Bobby McFerrin eines Tages in einem Tonstudio beginnt herumzuimprovisieren. Über den Satz „Don’t worry be happy!“

Ein erster großer Erfolgssong entsteht so, wie er es geträumt hatte

Der Song, der aus dieser Improvisation entsteht, führt zu Bobby McFerrins erstem und einzigem großen CD-Erfolg. Er entstand so, wie er es geträumt hatte: Alle Sound-Effekte machte er selbst, ein Mann, ein Mikrofon.

Gut, dass ich nicht aufgehört habe, meinen Traum zu verwirklichen

Er singt von Geldsorgen. Von jemandem, dem sein Dach über dem Kopf genommen wird. Von Einsamkeit. Ich weiß nicht, ob manches von dem, was er besingt, seine eigenen Erfahrungen widerspiegelt. Oder ob er sich einfach Beispiele ausdenkt für verfahrene Lebenssituationen, die er selber nicht so, aber auf andere Art erlebt hat. Jedenfalls ist es mir, als könnte ich ihn zwischen den Zeilen singen hören: Gut, dass ich bei meinen negativen Erfahrungen nicht stehengeblieben bin. Dass ich es geschafft habe, mich davon frei zu machen und meine Vision im Auge zu behalten.

Ain’t got no place to lay your head
Somebody came and took your bed
Don't worry, be happy
The landlord say your rent is late
He may have to litigate
Don't worry, be happy ~

Es gibt Sorgen, die man nicht einfach aus der Welt schnipsen kann

Aber macht es sich Bobby McFerrin in seinem Song nicht vielleicht ein bisschen zu leicht? Jemand, der gerade tatsächlich sein Dach überm Kopf verloren hat, wird nicht gerade amused sein, wenn man ihm sagt: „Och, ist doch gar nicht so schlimm, lach einfach, alles wird gut!“ Es gibt Sorgen, die kann man nicht einfach mal eben aus der Welt schnipsen. Es wäre schön, wenn das funktionieren würde. Wenn ich Menschen, die mit allen möglichen Nöten zu mir in die Seelsorge kommen, einfach sagen könnte: „Ach komm, ist nicht so schlimm, sei einfach fröhlich, mach dir keine Sorgen!“ Sie würden sich – zu Recht! – nicht ernstgenommen fühlen.

Schwierigkeiten lassen sich nicht kleinreden oder wegsingen

Aber so würde ich Bobby McFerrin gar nicht verstehen wollen. Er singt selber: „Ja, ich muss immer mit einigen Schwierigkeiten in meinem Leben rechnen.“ Und Schwierigkeiten lassen sich nicht einfach kleinreden und dadurch beseitigen, dass man ständig mit einer Hey-alles-easy-Maske durch’s Leben läuft.

Ich fixiere mich auf ein Problem und kreise gedanklich ständig drumherum

Allerdings habe ich das an mir selber schon oft erlebt: Manchmal habe ich Sorgen, und es geht mir nicht gut. Und dann kommt ein Punkt, wo ich in der Gefahr bin, mich immer tiefer da hineinzubohren. Dann fixiere ich mich auf ein Problem, kreise in Gedanken ständig da herum und male mir zusätzlich noch dazu passende Probleme aus, die aber bislang gar nicht eingetroffen sind. Das ist dann sowas wie der Versuch, ungelegte Eier zu bemalen.

Wenn du nur um deine Sorgen kreist, verdoppelst du sie

Ein Kernsatz in dem Song scheint mir zu sein: „When you worry, you make it double! – Wenn du in deinen Sorgen steckenbleibst, verdoppelst du sie!“

In every life we have some trouble
But when you worry, you make it double
Don't worry, be happy
Don't worry, be happy now~

Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben verlängern?

Mich erinnert der Song „Don’t Worry be Happy“ an Sätze aus der Bergpredigt in der Bibel. Jesus sagt da zu den Menschen: „Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Spanne verlängern? … Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? ... Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. ... Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage.“ (Matthäus-Evangelium 5,25-34)

Verlier dich nicht in Sorgen über das Morgen – sei ganz im Jetzt

Auch Jesus streitet nicht ab, dass das Leben, ja, dass jeder Tag Ärger, Sorgen oder sogar Plage mit sich bringt. Aber er sagt: Sei ganz im Jetzt. Geh durch das, was dir heute aufgetragen ist. Verlier dich nicht in Sorgen über das Morgen – denn es kommt sowieso anders, als du denkst… Hab Vertrauen, dass deine Kraft immer gerade für das reicht, was der Tag mit sich bringt.

Wir machen unser Leid nur größer durch die Traurigkeit

So ähnlich singe ich es auch manchmal in dem alten Kirchenlied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. In der zweiten Strophe heißt es:

Was helfen uns die schweren Sorgen,
was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es, dass wir alle Morgen
beseufzen unser Ungemach?
Wir machen unser Kreuz und Leid
nur größer durch die Traurigkeit.

Ruf mich an, ich mach dich glücklich

Ganz, wie es Bobby McFerrin besingt: „When you worry, you make it double“…

Don't worry
Be happy
Hey I give you my phone number
When you worry, call me, I make you happy
Don't worry
Be happy~

Lernen, mich innerlich von meinen Sorgen freizumachen

Ich glaube, ich muss beides können in meinem Leben: Ich muss eigenes und fremdes Leid wahrnehmen und ernstnehmen können; auch, um wirklich jemandem zu helfen, der zu mir kommt. Aber ich darf mir und anderen auch Stück für Stück dabei helfen, aus dem Loch wieder herauszuklettern, wieder frei zu werden. Damit das Leid nicht zu einem Sumpf wird, in dem ich versinke. Ich denke, so meint es Bobby McFerrin, wenn er in seinem Song flapsig sagt: „Hey, ich geb‘ dir meine Telefonnummer, wenn du dir Sorgen machst, ruf mich an, ich mach dich fröhlich!“ Das kann heißen: „Sprich mit mir, erzähl mir deine Sorgen. Und dann erzähle ich dir aus meinem Leben. Auch da ist vieles schwierig und doof gelaufen. Aber ich habe es geschafft, meinen Blick davon wegzulenken. Habe mich frei gemacht davon und vertrauen gelernt, dass Gott mir Kreativität gegeben und einen Plan mit mir hat.“ Ich kann von Bobby McFerrin lernen, mich innerlich zu lösen von den Dingen, die mir das Leben schwermachen. Und das macht mich frei, meinen Träumen und inneren Visionen treu zu bleiben und ihnen zu folgen.

Er steckt mich mit der Fröhlichkeit in seinem Lied an

Denn das, was ich in mir groß werden lasse, das strahle ich auch nach außen aus. Bobby McFerrin singt: „When you worry your face will frown and that will bring everybody down. – Wenn du dir Sorgen machst, verziehst du dein Gesicht, und das wird alle runterziehen.“ Er macht es andersherum: Er steckt mich mit seiner Fröhlichkeit und inneren Freiheit an, wann immer ich dieses Lied höre.

'Cause when you worry your face will frown
And that will bring everybody down
So don't worry, be happy
Don't worry, be happy now~

Official Music Video https://m.youtube.com/watch?v=d-diB65scQU