Urban Mining: neues Wort, super Idee!
Urban Gardening, davon hört man ja öfters: Gärtnern in der Stadt, oft in Gemeinschaftsgärten. Da gibt es inzwischen landauf landab viele Projekte, die zum Mitmachen oder zur Nachahmung einladen.
Rohstoffe, die wieder verwendet werden
Vor kurzen hat mir aber jemand vom Urban Mining erzählt, und da musste ich erstmal nachfragen: Städtischer Bergbau, Buddeln in Minen? Was soll das sein? Ich habe erklärt bekommen: Es geht um Rohstoffe, die wieder verwendet werden können, um vieles, was im Müll landet, aber noch verwertbar wäre, also um Recycling. Und „urban“, also städtisch, weil dort, wo viele Menschen zusammenleben, eben besonders viele Rohstoffe genutzt werden, verbaut sind oder auch entsorgt werden.
Im Wertstoffhof kommt einiges zusammen
Ich musste sofort an die großen Container auf dem Wertstoffhof denken, wo ich manchmal alte Sachen entsorge, in den Holz- und den Metallcontainer und in den riesigen Behälter, in dem Sperrmüll aller Art landet. Dann ist da noch die Ecke mit den Autoreifen und der Elektroschrott, und natürlich Papier und Grünschnitt. Da kommt einiges zusammen. Und ich frage mich manchmal: Was wird davon wirklich noch aufbereitet und wiederverwendet?
Trotzdem bleibt Recycling kompliziert und kostspielig
Manche Leute behaupten ja: Irgendwann werden wir in den alten Mülldeponien wieder nach Rohstoffen graben, nach Metallen etwa, die wir in den 70er und 80er Jahren noch acht- und ahnungslos entsorgt haben. Inzwischen wissen wir ja auch: In unseren Handys und alten Computern stecken wichtige Rohstoffe, die ausgebaut und wieder verwandt werden sollten. Und trotzdem bleibt das Recycling kompliziert und leider auch kostspielig.
Wiederverwertung sollte in die Produktion eingeplant werden
Die Idee von Urban mining, also vom „Schürfen der wertvollen Alltagsressourcen“ besagt deshalb auch: Die Wiederverwertung sollte direkt in die Produktion mit eingeplant werden. Wenn z. B. Geräte leichter auseinander zu nehmen sind, dann lassen sie sich auch besser reparieren. Und irgendwann sind die einzelnen Komponenten dann leichter zu recyceln.
Das „Stadtgold“ so verbauen, dass es wieder verwendet werden kann
Ich fand das Thema so interessant, dass ich dann noch weitere Artikel und Berichte gelesen habe. Geradezu revolutionär war für mich folgender Gedanke: Man könnte Gebäude von Anfang an so bauen, dass die Rohstoffe, also Steine, Sand, Metall, Glas, Ziegel, Fliesen etc. eine Chance auf ein zweites Leben hätten, dann, wenn das Gebäude irgendwann abgerissen wird. Dann könnte also Bauschutt nicht nur einfach als Füllmaterial im Straßenbau dienen, sondern Ziegel wieder zu Ziegeln werden, Steine wieder zu Steinen, usw. Da gibt es schon sehr vielversprechende Modellversuche. „Stadtgold“ wurden die Baustoffe in der einen Broschüre genannt, das gefällt mir gut.
Beachten, was aus scheinbar Wertlosem noch werden kann
Als Theologin fiel mir gleich ein biblischer Spruch ein: Jesus zitiert einmal aus einem Psalm: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden“ (Markusevangelium 12,10). Jesus hat das zwar anders gemeint, er sprach von sich und seiner Botschaft, die gering geschätzt wurde, aber doch so wichtig war. Und mit Urban Mining hatte Jesus vor zweitausend Jahren natürlich auch noch nichts am Hut. Aber ich finde, irgendwie passt es trotzdem: Wir sehen oft nicht sofort, was aus scheinbar Wertlosem noch werden kann – und welche Schätze wir Menschen heben können, wenn wir unsere Kreativität und unseren Verstand dafür einsetzen, das Leben nachhaltiger zu machen.