Ali und seine Farbtöpfe
Gesprochen von Pfarrerin Claudia Rudolff
Er mag es bunt. Wenn Ali durch seine Stadt geht, blüht seine Fantasie auf. Er sieht viele graue Häuser und Mauern. Seine Stadt ist weit von uns: Bagdad, die Hauptstadt des Irak.
Mit Farbtöpfen und Pinsel durch die Stadt
Aber Alis Fantasie ist nahe bei uns. Die Welt soll mehr Farbe haben; Städte und Dörfer sollen bunt sein dürfen. Vielfältig und friedlich. Wenn Ali durch seine Stadt geht, hat er einen kleinen Wagen aus Holz dabei. Auf dem Wagen sind Farbtöpfe und Pinsel.
Bunte Hauswände gegen Krieg und Zerstörung
Vor ein paar Tagen hatte Ali einen Mann gefragt, ob er sein graues Haus ein wenig bunt machen dürfe. Der sagte: Ja gerne. Und spendete sogar etwas. Heute ist Ali da. Hat ein paar Freunde dabei. Sie haben einen Plan für das Bild, das sie malen wollen. Es soll ein Liebespaar sein. Liebe ist ihnen wichtig in einer Stadt, die von Kämpfen zerrissen ist. Liebe und Farben sollen die Stadt ein wenig heilen.
Das Schmetterlingsprinzip
Ali hat ein Prinzip. Er nennt es „Schmetterlingsprinzip“. Er sagt: Der Flügelschlag eines Schmetterlings ist harmlos. Und doch löst er etwas aus. Erst bewegt sich die Blüte, dann ein Blatt, vielleicht ein Ast und schließlich der ganze Busch. Das will ich auch, sagt Ali. Ich will Farben auf ein Haus malen oder ein Liebespaar. Das soll Menschen froh machen; es kann Liebe wecken und Heiterkeit.
Verschiedenheit ertragen und Vielfalt achten
Ali liebt die Vielfalt, das Farbige. Bunt ist wichtig, sagt Ali. Wir sind alle verschieden. Überall auf der Welt. Wir sollen Verschiedenheit auch nicht weg reden. Wir sehen nicht gleich aus und fühlen auch nicht gleich. Aber wir alle sind Menschen. Es ist wichtig, dass wir die Verschiedenheit ertragen, die Vielfalt achten. Das macht etwas mit uns, sagt Ali und räumt die Farbtöpfe auf den kleinen Leiterwagen.
Morgen werden sie zu einem anderen Haus fahren. Dort wollen sie Vögel malen. Und einen riesigen Baum. Brauner Stamm, grüne Blätter, gelbe Früchte. Die ganze Pracht der Schöpfung, das Abbild Gottes. Vielfalt sollen wir nicht weg reden, sagt Ali. Sie ist von Gott gewollt. Jetzt nimmt er den Wagen an die Hand und zieht davon. Er sieht zufrieden aus, der Liebhaber der Farben und der Vielfalt.