Hexennacht
Heute Nacht ist Walpurgisnacht. Oder auch Hexennacht, wie die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai in manchen Gegenden genannt wird. Walpurgisnacht heißt sie, weil an diesem Abend traditionell eine Vigil, also ein Gottesdienst, gefeiert wurde, der schon auf den folgenden Tag einstimmen sollte. Und das ist der Gedenktag der Hl. Walpurga.
Wie bei so vielen christlichen Feiern liegen auch vorchristliche Bräuche nicht fern. Und so ist es auch hier. Denn die Bezeichnung Hexennacht verrät es schon: Die Menschen glaubten, dass in dieser Nacht die Hexen zusammen mit dem Teufel auf dem Brocken ein großes Fest feiern würden. In den verschiedenen Regionen entwickelten sich daraus dann unterschiedliche Bräuche: In manchen Orten ziehen Kinder und Jugendliche durch die Straßen und treiben Unfug – sie hexen, wie es auch genannt wird. In anderen Regionen steht der Tanz in den Mai im Mittelpunkt.
Welcher Brauch auch immer in dieser Nacht üblich ist – für mich ist er ein Beispiel dafür, dass vieles, was wir tun, nicht einfach aus dem Nichts entstanden ist, sondern eine lange Geschichte hat. Und oft ist uns der genaue Ursprung gar nicht mehr bewusst. Da haben wir dann eine Tradition übernommen, an unsere Zeit angepasst und wissen gar nicht mehr, warum sie entstanden ist und was ihre eigentliche Bedeutung war. Und trotzdem führen wir sie weiter. Mit einer veränderten Bedeutung; manchmal vielleicht auch mit deutlich weniger Bedeutung oder auch ganz ohne.
Bräuche sind wie Wurzeln, sie haben eine gemeinsame Basis
Bei Bräuchen und Traditionen merke ich immer wieder, wie sehr wir Menschen eingebunden sind in die Welt und Zeit, in der wir leben. Und vor allem, wie sehr wir geprägt sind von der Geschichte der Menschen, die vor uns gelebt haben. Da wird etwas von Generation zu Generation weitergegeben, über Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende …
Da ist das Brauchtum rund um die Nacht auf den 1. Mai zur Selbstverständlichkeit geworden. Vielleicht manchmal zu selbstverständlich: Dann nämlich, wenn ich gar nicht mehr hinterfrage, warum ich etwas tue und es einfach mitmache, weil andere es so machen.
Und gleichzeitig zeigen diese gemeinsamen und tief verinnerlichten Dinge, dass Mensch sein immer auch bedeutet, zu einer Gemeinschaft zu gehören. Als Mensch bin ich immer Teil eines größeren Ganzen, also Teil der Gemeinschaft, in der ich lebe. Und das drückt sich dann auch über gemeinsame Handlungen aus, die zeigen ich gehöre dazu, wenn ich denn möchte.