Aber ab jetzt bitte auf deutsch
Am 29. Oktober 1525 passiert etwas Besonders. Eine Premiere mit Folgen: Der Reformator Martin Luther verbindet in seiner „Deutschen Messe“ Bibel, Predigt, Gebet und Gesang - auf Deutsch. Luther war nicht der Erste, der die deutsche Sprache im Gottesdienst nutzt, aber er erkannte schnell die Bedeutung des Verstehen-Könnens und wurde zum Organisator der Muttersprache in den Kirchen.
Luther als Netzwerker
Luther setzte sich drei Wochen mit Fachleuten für Musik, Liturgie und Theologie zusammen. Luther hatte erkannt, dass die Musik und der Gesang in der Muttersprache ganz wichtig sind und er organisierte alles professionell: Er ließ die deutschen Texte auch gleich zum Jahreswechsel drucken und sorgte so für eine große Verbreitung. Sein Ziel: Er wollte verstanden werden. Die Menschen sollten die Bibel verstehen und auch den Nachbarn in der Kirchenbank beim gemeinsamen Beten und Singen. Luther glaubte fest daran, dass man nur mitbeten, mitfühlen, mitfeiern und mitglauben kann, wenn man verstehen kann, was man hört.
Man muss sich verstehen, um verstehen zu können
Ich finde, das hat sehr viel mit uns heute zu tun: Ob Kirche oder Sportverein, Gesundheitswesen, Finanzamt oder modernes Theater – ich erlebe Sprache oft als nicht inklusiv. Fach- und Spezialsprachen scheinen eher das Nichtverstehen zu fördern als das Verstehen.
Sprache soll aber doch zum Gemeinschaftsgefühl werden, weil eine gemeinsame Sprache verbindet. So wollte es Luther. Ihm war wichtig, dass er verstanden wird. Martin Luthers Premiere heute vor über 500 Jahren mahnt uns: Egal ob Politik oder Wissenschaft, ob im Beruf oder Privatleben - versuchen wir so zu sprechen, dass wir verstanden werden können. Nutzen wir Sprache so, dass sie verständlich ist, dass Gemeinschaft möglich ist. Sprache muss verbinden und darf nicht trennen. Auch daran erinnert dieses Jubiläum Martin Luthers – dem Pionier der Verständlichkeit und deutschen Sprache.