Hoffnung ist das Ding mit Federn
Sie lebt immer in Weiß. Über dreißig Jahre lang trägt sie schlichte, weiße Hauskleider. Zeichen ihrer Zuversicht ins Leben. Heimlich dichtet sie. Viele Gedichte findet man erst nach ihrem Tod. Und ist fassungslos. So herrliche Gedichte, die damals niemand lesen will. Heute zählt die Amerikanerin Emily Dickinson (1830 – 1886) zu den größten Dichterinnen Amerikas. Ihre Gedanken kreisen um Gott und den Glauben. Sie erzählen von Liebe, die Emily sich ersehnte, aber nie besaß, außer zu Eltern und Geschwistern. Und von der Hoffnung, die ein Leben reich macht. Eine Zeile über die Hoffnung heißt: „Hoffnung ist das Ding mit Federn.“
Hoffnung ist, was mich wärmt und schützt
Herrlich, dieses Bild: Ding mit Federn. Das klingt luftig. Es geht hier nicht um Pläne und Wünsche. Hoffnung ist nicht, dass mir ein Wunsch erfüllt wird wie: Lieber Gott, mach bitte, dass ich die Prüfung bestehe; oder: Lieber Gott, lass mich gewinnen. Das sind Wünsche. Hoffnung ist größer und weiter. Sie ist etwas, in das ich mich hineinlege wie in ein Nest; Hoffnung ist, was mich wärmt und schützt, mein ganzes Leben umschließt, sogar die ganze Welt.
Hoffnung ist größer als ich selbst - und reicht bis in den Himmel
Das soll nicht verloren oder umsonst sein: Weder mein Leben noch die Welt. Das soll jemand schützend in seinen Händen halten, auch wenn es für meine Augen anders aussieht. Ganz tief in mir soll das weiche und warme Gefühl sein, dass ich gut aufgehoben bin, auch wenn es in meinem Leben hart oder kalt ist. Hoffnung ist das Ding mit Federn. Ich bin nicht verloren, wenn ich mal verliere. Ich bleibe in Gottes Händen, wenn ich sterbe. So groß ist Hoffnung. Sie reicht bis in den Himmel. Ich könnte gar nicht leben, wenn ich das nicht hoffte. Da muss mehr sein als düstere Tage. Es soll auch Weiches und Warmes geben, das Schmerzen lindert und Tränen trocknet. Und etwas, das mich leicht und luftig macht bei aller Erdenschwere. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal … du bist bei mir. Das ist Hoffnung. Dass jemand an meiner Seite bleibt – was immer auch geschieht.