hr2 ZUSPRUCH
hr2
Wöllenstein, Helmut

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Marburg

Was treibt mich an?

Was treibt mich an?

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Ich lese diese Worte in dem blauen Kasten, auf der Homepage einer Bank. Zu Werbezwecken, vermute ich, und habe gleich den Verdacht, dass es wieder allein um`s Geld geht, um diesen Treibstoff bei allem, was wir treiben. Aber es ist anders. Es geht nicht unbedingt ums Geld. Die Mitarbeitenden stellen sich vor mit dem, was sie treibt. Lauter symphatische Sachen werden da mit Foto und Überschrift präsentiert: Meine Ponys, schreibt eine Frau, und man sieht sie hinter den Pferdchen in der Kutsche sitzen. Nix vergeigen ist das Ziel einer jungen Musikerin, wir ahnen mit welchem Instrument sie zu sehen ist. Nachhaltig Landwirtschaften, das treibt den Hobbybauern, den richtigen Ton treffen den Dirigent vom Akkordeon Orchester, das nächste Spiel, den Fußballer. Mein Glaube, schreibt der Lektor, der mit der Bibel in der Hand vor einem Altar zu sehen ist, er leitet ehrenamtlich Gottesdienste. Es macht Spaß, sich durch diese Reihe zu klicken. Und am Ende zu fragen: Wie würde ich mich hier vorstellen, was treibt mich an?

Auf einen Antreiber könnte ich dabei gut verzichten. Keiner will getrieben werden wie Vieh auf der Weide, oder wie man einen Nagel in die Wand treibt. Und auch wenn es sich zunächst interessant anhört, aber von seinen Trieben getrieben zu werden ist auf Dauer sicher ziemlich anstrengend.

Nun mal langsam – mögen manche denken, muss ich überhaupt irgendeinem Antrieb folgen? Kann ich mich nicht einfach treiben lassen? Ganz entspannt und erholsam. Wie mit der Luftmatratze auf dem Wasser. Selbstverständlich, bei schönem Wetter ist das ein Genuss – wenn ich im Blick behalte, dass ich nicht abtreibe von meinem Kurs und irgendwann zum Treibgut werde.

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder, schreibt der Apostel Paulus. Diese Verbindung gefällt mir. Auf der einen Seite zu hören, dass mich etwas antreiben kann: Eine Energie, die mich bewegt, die es schafft, dass ich für etwas brenne, dass ich begeistert bin, Gottes Geist wird sie genannt – und auf der anderen Seite darf ich sein wie ein Kind: begeistert, aber nicht verbissen. Ganz in einer Sache aufgehen und mich trotzdem nicht verlieren, sondern wissen, wo ich hin gehöre. Gottes Kind sein. Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Ich will vertrauen auf diese Kraft, die mir geschenkt wird, auf dieses Feuer, das in mir brennt. Ich freue mich mit allen, die heute Musik machen, Sport treiben, Tiere versorgen, sich um ihre Familie kümmern oder das Geld von anderen Leute gut verwalten. – Was ist es, das Sie antreibt?