Umkehren ist Erfahrungssache
Hummeln haben es nicht leicht! Täglich sind sie bis zu 18 Stunden unterwegs und steuern Hunderte von Blütenkelchen an, um Nektar aus ihnen zu saugen. Die Nektarquellen, die sie anzapfen wollen, sind in der Regel kreuz und quer in der Gegend verteilt. Trotzdem schaffen es die Hummeln irgendwie, die optimale Reiseroute zu finden, die ein Minimum an Energie und Zeit kostet. Wissenschaftler haben entdeckt, dass die Hummeln nach dem Motto ‚Versuch und Irrtum‘ lernen. Sie ermitteln Schritt für Schritt die annähernd kürzeste Route. Man hat herausgefunden, dass die Tiere die letzte Route in Erinnerung behalten und deren Länge mit der aktuellen vergleichen. Wenn die neue Wegstrecke kürzer ist, dann geben sie die alte auf und wechseln zur nächsten Lösung.
Dank der Methode „Versuch und Irrtum“ haben auch Menschen viele Erfindungen und Entdeckungen gemacht. Diese Methode beruht auf einer genialen Fähigkeit: Der Mensch kann umkehren, das heißt, er kann erkennen, dass ein bestimmter Weg nicht zum Ziel führt, und einen anderen wählen. Der Mensch kann innehalten, den Kopf schütteln und etwas anderes probieren. Er kann dabei sogar seine Intelligenz einsetzen.
Der Weg, auf dem ich manchmal spazieren gehe, führt mitten über eine Wiese und wird dort zu einem Trampelpfad, den jemand einmal angelegt haben muss. Ich mag diesen Trampelpfad, weil er nicht schnurgerade ist. Seine fein gewundenen Kurven deuten mir an, dass Umkehr zu meinem Weg gehört. Manchmal, wenn ich ihn beschreite, denke ich: „Es ist toll, dass ich immer wieder die Chance habe, umzukehren, neu anzufangen und auch manches verbessern kann in meinem Leben. Das gilt auch für den Glauben.
„Kehrt zum Leben um und vertraut dem Evangelium!“ fordert Jesus uns Menschen auf. Aus der Botschaft des Evangeliums höre ich, was mein Leben trägt und was mich froh macht: Dass Gott alle Menschen liebt, wie eine Mutter ihre Kinder. Ich kann mich auf seine Liebe verlassen, egal, was geschieht. Manchmal vergesse ich das. Manchmal zweifle ich daran. Manchmal kann ich nicht vertrauen und meine, mein Leben selbst in die Hand nehmen zu müssen. Dann rütteln mich Jesu Worte auf: „Kehrt zum Leben um und vertraut dem Evangelium!“
Heute ist Buß- und Bettag. Das ist für mich so etwas wie ein Umkehrtag. Wenn ich heute Abend zum Gottesdienst gehe, vollziehe ich bewusst einen Richtungswechsel, der mich zum Guten führt auf meinem Lebensweg. Und ich denke: Dass wir Menschen überhaupt umkehren, bewirkt letztendlich Gott. Er schenkt uns Erkenntnis und Einsicht. Er schenkt uns die Fähigkeit, neue Wege zu gehen. Er schafft auch den Willen und die Kraft dazu. Ich will auf Gott vertrauen, der mir auch dann nahe ist, wenn ich einen anderen Weg gehen muss als den eingeschlagenen.