Sternenhimmel
Wann haben Sie das letzte Mal mit Bewusstsein in einen Sternenhimmel geblickt? Bei einem Aufenthalt im Gebirge? Oder in der Sahara? Beim Nachtspaziergang an Menschen leeren Stränden des Südens? Wo immer es war: seien Sie dankbar.
Denn in unseren Breiten verdrängen Smog und die hemmungslose künstliche Ausleuchtung der Nacht immer mehr immer die Wahrnehmung der sogenannten Himmelskörper.
Mit dem bloßen Auge sind nur noch wenige Sternbilder zu erkennen. Und nur noch 1 % der Menschen in Europa und den USA haben angeblich die Chance, wirklich noch die Milchstraße wahrnehmen zu können. Für alle übrigen verschwindet dieses zarte Sternenband hinter den zahllosen Licht-Emisssionen, die wir für unverzichtbar halten. Schon die Lichtglocke einer Kleinstadt von 30.000 Einwohnern ist im Umkreis von 30 km sichtbar. Wozu brauchen wir noch Sterne?
Sicher nicht mehr, um uns im Dunkeln zurecht zu finden. Aber wissen wir auch, welche Erfahrungsdimension uns da abhanden kommt?
Man bekommt eine Ahnung davon, wenn man sich z.B. die Namen der Planeten vorliest, Geschwister sozusagen unserer Erde, die, wie sie, nur in anderen Abständen die Sonne umkreisen.
Da wird ein ganzer Götterhimmel aufgerufen: Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto. Namen, die uns mit der Antike verklammern. Mit Menschen also, die vor 2000 Jahren schon den Himmel absuchten nach Erkenntnis und Geleit.
Denn das war es, was sich der Mensch beim Blick in den Sternenhimmel vor allem erhoffte. Nicht Romantik, sondern Erkenntnis. Erkenntnis und Wegweisung.
Und das nicht nur zu Wasser und zu Lande, sondern auch in einem viel tieferen Sinne. Seit alters her sucht der Mensch in den Sternen Antworten auf die großen Sinnfragen. Wer bin ich? Was hat mich geprägt? Wo gehe ich hin?
Zugleich ist der Sternenhimmel für die Wissenschaft immer eine Leiter gewesen, die uns von Stufe zu Stufe tiefer in die Weite des kosmischen Raums hineinführt.
Wenn ich lese, dass es im Weltall mehr Sterne gibt als Sandkörner an allen Stränden und Wüsten der Erde, werde ich stumm. Und wenn ich mir klar mache, dass das Licht, das von einem Stern ausgeht, obwohl es in jeder Sekunde 300 000 Kilometer zurücklegt, zwei Millionen Jahre braucht, um bis zu uns auf die Erde zu gelangen – dann bleibt mir eigentlich nur noch das Staunen des alten Psalmbeters: „was ist der Mensch, dass Du sein gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst.“ (8. Psalm)
Dieses Staunen zeichnet im Übrigen auch die großen Wissenschaftler aus. Albert Einstein war überzeugt: „Das Wissen darum, dass das Unerforschliche wirklich existiert und dass es sich als höchste Wahrheit und strahlendste Schönheit offenbart, von denen wir nur eine dumpfe Ahnung haben können – dieses Wissen und diese Ahnung sind der Kern aller wahren Religiosität.“