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von Winterfeld, Charlotte

Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Frankfurt

Pfadfinder Zur Gründung der Pfadfinder-Bewegung

Pfadfinder Zur Gründung der Pfadfinder-Bewegung

Vergammelte Kartons auf den Wegen, leere Flaschen und Dosen in den Büschen. Den Spaziergang im Park ihrer Stadt hatte sich Jamila anders vorgestellt. Sie ist sieben Jahre alt und geht in die zweite Klasse. "Ich fand den Dreck blöd", sagt sie. Doch statt sich nur zu ärgern, schreitet sie zur Tat. Denn Jamila ist Pfadfinderin: "Pfadfinder stehen doch für gute Taten", fordert sie die anderen aus ihrem Pfadfinderstamm auf: „Lasst uns doch mal im Stadtpark den ganzen Müll sammeln." Und weil der Park groß ist, und die Pfadfinder nur zwanzig sind, rufen sie Anwohner, Eltern und Freunde auf, mitzuhelfen. Ausgestattet mit Warnwesten, Greifern und Müllsäcken geht es in mehreren Gruppen zwei Stunden lang quer durch den Park. Das Ergebnis: Über 60 Helfer und 37 Säcke voller Müll, dazu alte Regenrinnen, Dachpappe und zwei Fernseher.

Jamila hat ernst gemacht mit der alten Pfadfinderregel: „Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.“ Die Pfadfinder feiern heute Geburtstag, einen krummen. Heute vor 103 Jahren veröffentlichte Robert Baden-Powell sein Buch "Scouting for boys". Sein Ziel: junge Menschen zusammenführen, die Kriege vermeiden und im Einklang mit der Natur zu sich selbst finden. Daraus entwickelte sich die größte Jugendbewegung der Welt. Weltweit sind heute rund 25 Millionen Pfadfinder organisiert.

Was ich an den Pfadfindern gut finde: Sie pflegen eine Form von Gemeinschaft jenseits von Ideologien, sozialen Schichten und Milieugrenzen. Sie schotten sich nicht ab, sondern sind aktiv in ihren Kirchengemeinden und Orten. Sie erziehen sich gegenseitig selbst, d.h. ältere Pfadfinder sind verantwortlich für jüngere. So wachsen sie noch vor der Volljährigkeit in Leitungsfunktionen. Viele der alten Pfadfinderregeln sind auch heute noch aktuell: Pfadfinder sollen ehrlich handeln, anderen Menschen Freund sein, Hilfsbedürftige und Schwache unterstützen, Streit ohne Gewalt lösen und die Umwelt schützen. In der ersten Fassung der Regel gibt es außerdem folgenden Satz: Ein Pfadfinder lächelt und pfeift in allen Schwierigkeiten. Gar nicht so dumm, denn damit macht man sich selbst Mut.

Die Pfadfinderin Jamila führt mit der Müllaktion fröhlich das Werk des einstigen Gründers Baden-Powell über 100 Jahre nach der Gründung fort. Er könnte stolz auf sie sein. Darauf, dass seine Impulse so lange Zeit später immer noch in die Tat umgesetzt werden.

Auf seinem Grabstein ist ein Kreis mit einem Punkt. Das heißt in der Pfadfindersprache: „Ich habe meinen Auftrag erfüllt und bin nach Hause gegangen."