Gott hinter der Leinwand: Larry Crowne
Wenn Tom Hanks und Julia Roberts auf der Leinwand zusammentreffen, dann verspricht das, eine anrührende Geschichte zu werden. So ist es auch im Hollywoodfilm „Larry Crowne“. Larry ist begeisterter Manager einer Supermarktfiliale. Aber weil er kein Studium vorweisen kann, fällt er der nächsten Entlassungswelle zum Opfer. Mit einem Schlag ist alles anders. Mit einem Mal wackelt die Rate des Hauskredites. Eine Bewerbung nach der anderen scheitert. Larry muss versuchen, sein Leben komplett neu zu organisieren. Er verkauft das Auto und erwirbt einen kleinen Motorroller. Und damit er nie wieder aussortiert wird, nimmt er einen Rat seiner Nachbarn an: Obwohl er schon älter ist, holt er das Studium nach und belegt Vorlesungen in Ökonomie und Rhetorik. Im Kurs „Freies Sprechen“ begegnet ihm Julia Roberts als Lehrerin Mercedes. Die ist ihrerseits frustriert über ihren sexistischen Ehemann, der nur andere im Kopf und sie nicht im Herzen hat. Sie fragt sich außerdem, ob auch nur ein einziger Student wirklich Interesse an ihrem Job hat. Und als sie Larrys erstem zweiminütigen Testvortrag zuhören muss, bricht sie seinen Versuch gelangweilt ab. Larry ist älter angezogen, als er je werden kann. Seine Rede hat die Spritzigkeit einer Litfasssäule. Und man sieht ihm wirklich nicht an, was in dem Film aus ihm werden wird. Er hat nicht deshalb nicht studiert, weil er nicht das Zeug dafür gehabt hätte. Sondern damals wollte er lieber zur Navy und auf den Weltmeeren unterwegs sein. Sein Problem war jetzt nur, dass er selber nicht merkte, was an Fähigkeiten in ihm steckt. Und so geht es ja vielen Menschen. Manchmal braucht es einfach den richtigen Auslöser, damit diese Dinge ans Licht kommen.
Larry hat auch ein bisschen Glück. Er findet Studenten als Freunde, die ihn wieder am Leben teilnehmen lassen und ihm das Vertrauen zu sich selbst zurückgeben. Dadurch macht er beim Studium Riesenfortschritte. Im Wirtschaftskurs begreift er, dass ihn die Bank falsch beraten hat und schlägt sie mit deren eigenen Mitteln. Er schützt sich und meldet Privatinsolvenz an. Er scheut sich nicht vor Einschnitten in seinem Leben. Er jobbt neben dem Studium und bewohnt nur ein kleines Zimmer.
Als er seine Lehrerin angetrunken an der Bushaltestelle sitzen sieht, fährt er sie nach Hause. Sie hatte sich gerade von ihrem Mann getrennt und küsst Larry vor ihrer Wohnungstür. Als sie wieder nüchtern ist, bittet sie ihn am nächsten Tag, vor den anderen Studenten nicht damit zu prahlen. Aber allmählich merkt sie, dass Larry gar nicht der Nobody ist, für den sie ihn gehalten hat. Und sie bedankt sich bei ihm dafür, dass er kein Wort von dem Kuss erzählt hat. „Ich kann nicht viel“, sagt er, „aber ein Geheimnis behalten, das kann ich.“ Doch Larry kann viel mehr. Er schließt das Semester mit Bestnoten ab. Wie der Film ausgeht, das muss man im Kino sehen. Aber dass Larry sagt, der Rhetorikkurs hätte sein Leben verändert, das muss kein Geheimnis bleiben. Und dass das nicht nur mit dem Kursinhalt, sondern auch mit der Lehrerin zu tun hat, auch nicht.
Was Larry auf der Filmleinwand erlebt, das erfährt im Alten Testament ein Mann namens Joseph im richtigen Leben. Bei dem läuft auch alles anders, als er es sich erträumt hat. Aber er begreift gerade in dieser Situation: Aufgeben gilt nicht. Wenn sich die Situation nicht ändert, dann muss ich mich eben ändern und mich auf die Situation einstellen. Und jener biblische Joseph merkt dabei, dass Gott auf der Seite derer ist, die nicht aufgeben, sondern sich ändern wollen.