Gott hinter der Leinwand Kokowääh
Was macht man, wenn es klingelt und seine achtjährige Tochter steht vor der Tür? Man macht die Tür auf, freut sich und lässt sie herein? Normalerweise ja. Aber wenn man wie Henry im Film „Kokowääh“ bisher noch gar nicht wusste, dass man eine Tochter hat? Dann steht man nicht nur selbst, dann steht das ganze Leben Kopf! Das passiert nur im Film? So etwas passiert doch ganz oft im Leben. Vielleicht nicht in Gestalt einer achtjährigen Tochter. Wohl aber aufgrund anderer Lebensumstände, die man sich nicht ausgesucht hat, auf die man sich aber einstellen muss.
Henry, gespielt von Til Schweiger, ist Drehbuchautor. Und er leistet es sich, nur die Aufträge anzunehmen, mit denen er sich wirklich identifizieren kann. Das sorgt nicht gerade dafür, dass sein Bankkonto von Geld überquillt. Genauer gesagt ist Henry gerade pleite. Deshalb lässt er sich dazu überreden, für seine Exgattin, inzwischen eine berühmte Romanautorin, das Drehbuch für deren aktuellen Bestseller zu schreiben. Mitten in diesen Auftrag hinein platzt nun Magda, so heißt seine Tochter. Mit deren Mutter hatte Henry eine einzige Nacht verbracht. Und weil das kurz vor deren Hochzeit mit einem anderen Mann war, hat sie letzterem Magda als Tochter verkauft. Aber als sie geschäftlich mehrere Monate nach Amerika muss, bekommt sie Streit mit ihrem Mann. Der ist erfolgreicher Arzt und will sich nicht um Magda kümmern. In ihrem Frust lässt sie Magda kurzerhand bei deren wirklichem Vater Henry vor der Tür abgeben.
Es kommt zu den amüsantesten Verwicklungen. Weil Henry immer noch etwas für seine Ex-Frau empfindet, will er die nicht merken lassen, dass es Magda gibt. Henry platzt in die Praxis von Magdas angeblichem Vater, dem Arzt, und beschwert sich, weshalb der sich nicht um Magda kümmert. Der bereut seine Sturheit und hat Angst, die Zuneigung von Magda zu verlieren. Magda ist den ganzen Tag allein in der Wohnung, weil er ja zum Drehbuchschreiben weg muss.
Und Magda probiert zu kochen, was einen Feuerwehreinsatz nach sich zieht. Aber genau genommen, hat dieses kleine Mädchen schon das Herz Henrys gewonnen. Die Nummer mit der Feuerwehr macht ihn nicht wütend. Er ist heilfroh, dass ihr nichts passiert ist. Der Drehbuchautor Henry lässt zu, dass seine Tochter jetzt am Drehbuch seines Lebens schreibt. Langsam nähern sich zwei verschiedene Welten an: Er kocht ihr das einzige Gericht, dass er kochen kann: Kokowääh – Hähnchenkeule in Rotweinsoße. Sie prustet beim Kosten wegen des Alkohols alles raus und bringt ihm bei, was Kinder nicht dürfen. Er sieht, wie sie von Jungs auf dem Schulhof drangsaliert wird und greift auf seine Art ein. Nicht ganz pädagogiktauglich, aber im Blick auf die Jungs sehr wirksam. Sie fragt ihn aus, er will sich um Antworten drücken. Sie merkt es und er muss lernen, dass er sich nicht drücken kann. Auch nicht um die Verantwortung für sie. Am Schluss ist das Leben aller Beteiligten verändert.
Magda hat jetzt irgendwie zwei Väter, die sie beide liebhaben. Und die zwei haben sich nicht gesucht, aber sie müssen sich einigen, wie sie beide für Magda da sein können. Man kann sich nicht immer aussuchen, welche Fragen einem das Leben stellt. Aber man kann versuchen, passende Antworten zu finden. Wenn die Bibel vom Nächsten redet, den wir lieben sollen, dann meint sie damit genau den Menschen, der uns von Gott als Anfrage in den Weg gestellt wird. Diesen Nächsten nicht mehr als Störenfried der eigenen Unabhängigkeit, sondern als Anfrage an die eigene Lebensphilosophie zu begreifen, darauf kommt es an.