hr1 ZUSPRUCH
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Vogt, Dr. Fabian

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Wald-Bestattungen

Moderator/in:  Es gibt einen klaren Trend: Immer mehr Menschen lassen sich nicht auf Friedhöfen, sondern im Wald beerdigen. Wer an so etwas Interesse hat, erfährt zum Beispiel heute auf dem FriedWald Waldhessen bei Ludwigsau um 11 Uhr beim Waldinfotag wie so was genau abläuft.

Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Du machst ja als Pfarrer auch immer wieder Beerdigungen. Woher kommt denn der Trend zu Waldbestattungen?

Fabian Vogt: Oh, da gibt’s mehrere Gründe. Zum einen fühlen sich viele schon zu Lebzeiten mit der Natur verbunden und denken sich: „Hey, das Zwitschern der Vögel, den Duft des Laubs, das Rauschen der Blätter – das wünsche ich mir auch für meine letzte Ruhestätte.“

Andere sagen: Das ist praktischer und günstiger. Ich brauche keinen großen Grabstein und meine Angehörigen müssen sich nicht um Grabpflege kümmern. Und für viele ist wichtig: Da die Urnen biologisch abbaubar sind, kehre ich quasi im Kreislauf des Lebens wieder zum Ursprung zurück.

Bei christlichen Beerdigungen heißt es ja sogar: „Von der Erde sind wir genommen, zur Erde sollen wir wieder werden – Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub.“  

Moderator/in:  Ist das Bild von der Erde nicht ein bisschen trostlos? Wo bleibt denn da die Hoffnung?

Fabian Vogt: Nein, die Bildsprache passt schon. Ganz am Anfang der Bibel heißt es: „Gott machte den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Atem des Lebens in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.“ (1. Mose 2)

Daraus entstand die Idee der Seele. Also: Der Körper wird wieder zur Erde. Aber der Atem des Lebens kommt von Gott. Und dieser Atem lebt im Himmel weiter. Deswegen kann man den Körper getrost der Erde zurückgeben. Und gleichzeitig daran glauben: Das, was uns Menschen ausmacht, bleibt. Auch und gerade im Wald.