hr1 ZUSPRUCH
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Mecke, Norbert

Ein Sendung von

Dekan, Melsungen

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Tag der Wohnungslosen

600.000, davon ein Viertel Kinder. So viele haben in unserem Land keine Wohnung. Komplett auf der Straße leben davon 50.000 Menschen in Deutschland. Heute ist ihr Tag. Der offizielle „Tag der Wohnungslosen“.

Kaufen können sie sich davon nix. Es gibt auch kein buntes Treiben wie beim Christopher-Street-Day oder am Weltkindertag. Was soll man auch feiern? Dass Miet- und Energieschulden oder Trennungen Leuten die Bleibe nehmen? Dass manchen nichts bleibt, außer in Sammelunterkünften oder auf der Straße zu leben?

Der Tag der Wohnungslosen macht aufmerksam: Es ist nicht selbstverständlich, ein Dach über dem Kopf zu haben.

Reichtum hat nicht nur was mit Besitz zu tun

Im April 2024 hat die Bundesregierung einen Aktionsplan beschlossen. Ziel ist es, bis 2030 die Wohnungslosigkeit in Deutschland zu überwinden. Ob das Ziel erreicht wird?

Ob dann keiner mehr an unserer Pfarrhaustür klingelt, der als „Durchreisender“ Unterstützung erbittet: Einkaufsgutscheine, vielleicht neue Klamotten aus unserem kirchlichen Kleiderladen oder einen besseren Schlafsack für kühler werdende Nächte? Manchmal sind es auch einfach nur ein Kaffee und ein paar gute Worte.

Als  ein Obdachloser  mit an unserem Mittagstisch saß, hat meine damals kleine Tochter ihn unvermittelt gefragt: „Bist Du ein armer Mann?“ Da huschte ein Lächeln über das bärtige Gesicht: freundlich und liebevoll legte er seine Hand auf sein Herz und sagte: „Ach, nein - ich bin nicht wirklich arm!“ – und wir anderen am Tisch waren plötzlich auch reich beschenkt. Wir haben verstanden: Armut und Reichtum sind nicht allein eine Frage von Hab und Gut.

Handeln aus dem Glauben heraus

Am heutigen Tag der Wohnungslosen frage ich mich: Sind beabsichtigte Rekordinvestitionen in den sozialen Wohnungsbau angelaufen und Mieten bezahlbarer? Wie steht´s bei uns vor Ort mit Notunterkünften? Gehört zu „meiner kleinen Sozialpolitik“, immer mal einen Kaffee auszugeben – dankbar für das eigene Dach überm Kopf? Ist ja kein großes Ding. Oder am Ende, ganz am Ende doch!?

Jesus hat schließlich einmal gesagt: „Ich war obdachlos und ihr habt mich aufgenommen. Denn was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25, 35) Und bestimmt huschte ihm dabei ein gewinnendes Lächeln übers Gesicht.